Unsere Forschungsprojekte

In unseren Forschungsprojekten untersuchen wir, oft gemeinsam mit Kooperationspartner*innen und über einen längeren Zeitraum, Themen, Fragestellungen oder Hintergründe, die bisher nicht ausreichend wissenschaftlich aufgearbeitet wurden. Die Forschungsergebnisse präsentieren wir in vielfältigen Formaten.

Künstler*innen und die völkische Bewegung

Mit dem Projekt Künstler*innen und die völkische Bewegung widmen sich das NS-Dokumentationszentrum München und die Städtische Galerie im Lenbachhaus einem bislang wenig beleuchteten Kapitel der Kulturgeschichte. Im Zentrum steht die Frage, wie eng Künstlerpersönlichkeiten wie Franz von Lenbach, Hans Thoma oder Richard Wagner in die politischen, gesellschaftlichen und ideologischen Netzwerke ihrer Zeit eingebunden waren – Netzwerke, die Ende des 19. Jahrhunderts maßgeblich die völkische Bewegung prägten, und umgekehrt.

München, das um 1900 als internationale Kunstmetropole ‚leuchtete‘ und zugleich Schauplatz ideologischer Verdichtungen war, bildet dabei den Ausgangspunkt. War die Stadt bereits politisch durchdrungen oder lediglich ‚vorpolitisch‘? Das Projekt untersucht, wie sich zwischen 1880 und 1913 aus den engen Verflechtungen von Kunst, Gesellschaft und Ideologie langfristige Strukturen entwickelten, die schließlich im Nationalsozialismus kulminierten – und bis in unsere Gegenwart hineinwirken. 

Hans Thoma, Wandfries aus dem Musiksaal des Hauses Pringsheim, München: Jünglinge, Blumenkränze an die Laube knüpfend, 1891, Öl auf Leinwand, Staatsgalerie Stuttgart | 
gemeinfrei

Denn Ideen, Ästhetiken und Narrative des Völkischen erfahren heute neue Hochkonjunktur, sei es in spirituell oder ökologisch aufgeladenen Szenen oder ‚klassisch‘ rechtsextremen Milieus.

Ein interdisziplinäres Rahmenprogramm ergänzt die Forschung: Künstlerische Positionen, wissenschaftliche Diskussionen, Vermittlungsformate, eine Website und ein Podcast öffnen den Dialog für ein breites Publikum. Themen wie Natur, Esoterik, Körperbilder oder die Rolle gesellschaftlicher Eliten werden aufgegriffen und kritisch befragt. Ziel ist es, historische Verflechtungen sichtbar zu machen, Kontinuitäten zu reflektieren und zugleich Räume für Austausch, Differenzierung und demokratische Kultur zu schaffen.

Projektleitung

Laura Sophie Stadler studierte Geschichts- und Politikwissenschaften in München und Tel Aviv sowie Internationale Geschichte an der Sciences Po Paris und arbeitete unter anderem bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Kooperationspartner

Das Projekt wird in Kooperation mit der Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau durchgeführt. 

Fördergeber

Gefördert wird das Projekt durch die großzügige Unterstützung der Hertie-Stiftung, der C.H. Beck Stiftung, der Herbert Schuchardt-Stiftung sowie des Fördervereins des NS-Dokumentationszentrums.

Die Stadtsparkasse München 1933-1945

Im Rahmen einer Kooperation des NS-Dokumentationszentrums und der Stadtsparkasse München entsteht derzeit eine wissenschaftliche Studie zur Rolle des Kreditinstituts in der NS-Zeit. Seit 1824 existiert in München eine städtische Sparkasse. Sie entstand hier wie an anderen Orten aus dem Geist der Selbsthilfe und sollte dem Spargedanken zur Umsetzung verhelfen.

Das Projekt steht in einem sich verdichtenden Forschungskontext: Im Verlauf der 1980er und 1990er Jahre rückten zunehmend Wirtschaftsunternehmen und Banken in den Blick der NS-Forschung. Seit der Jahrtausendwende stellt sich auch eine wachsende Zahl von regionalen Sparkassen der kritischen Erforschung ihrer Rolle während der NS-Diktatur. Hier knüpft die Studie an, indem sie dem Wandel in der personellen und betrieblichen Struktur, in der Geschäftsentwicklung und -politik sowie im Selbstverständnis der damaligen Städtischen Sparkasse nachgeht.

Sparkasse der ‚Hauptstadt der Bewegung‘, Fassadenansicht der Filiale Schellingstraße, ca. 1940 | © Stadtarchiv München, DE-1992-FS-HB-V-b-2247

Auch in der ‚Hauptstadt der Bewegung‘ erfuhr das überkommene Geschäftsmodell der Sparkasse eine kaum wahrnehmbare Deformation, auch hier stellte sich das Institut bereitwillig in den Dienst der verborgenen Finanzierung von Aufrüstung und Krieg. Die Sparkassenleitung gab sich offen für technische und architektonische Modernität und förderte das Bild eines „in der Zeit stehenden Unternehmen[s]“. Zugleich drangen ideologische Elemente und NS-Interessenpolitik in die Geschäftstätigkeit ein. Das Forschungsprojekt wird daher auch und gerade den Weg der Stadtsparkasse München zum Kreditinstitut der ‚Volksgemeinschaft‘ nachzeichnen: Ihre Regimenähe rückt damit ebenso in den Fokus wie Fragen nach der antisemitischen Praxis – darunter die Teilhabe an ‚Arisierungsmaßnahmen‘ und die Beteiligung am staatlich organisierten Raub jüdischen Vermögens. Als ein geschäfts- und machtpolitisch vielfältig vernetztes Kreditinstitut stand die Sparkasse der Hauptstadt der Bewegung nicht am Rande, sondern inmitten der Münchner Stadtgesellschaft des ‚Dritten Reichs‘.

Projektleitung

Dr. Stefan Grüner ist Zeithistoriker und lehrt als außerplanmäßiger Professor an der Universität Augsburg.

Kooperationspartner

Das Projekt wird in Kooperation mit der Stadtsparkasse München durchgeführt.

Vergangene Foschungsprojekte

Tagung

Fragile Demokratien – Fragile Democracies: 1923/1933/2023

22. bis 24. März 2023

Die internationale Tagung beschäftigte sich mit der Fragilität von Demokratien in verschiedenen Regionen der Welt, in Vergangenheit und Gegenwart. Zur Tagung ist ein gleichnamiger Band im Wallstein Verlag erschienen.

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Tagung

Gewalt im Nachkrieg 1945–1949

27. bis 28. Juni 2019

Die Tagung nahm die Nachkriegsjahre als Gewaltzeit in den Blick und setzte sich sowohl mit den besonderen historischen Konstellationen, Motiven und ideologischen Prägungen der Akteur*innen als auch mit Praktiken, Räumen und Situationen der Gewalt auseinander.