Quellen
Archiv
des Bezirks Oberbayern, Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar,
Patientenakten Nr. 12129
Eintritt frei
Juwelierstochter, Opfer der NS-“Euthanasie“
Elisabeth B. wuchs zusammen mit ihrer Schwester in einer Juweliersfamilie in München auf. Eigentlich wollte sie Kunstmalerin werden, hat es aber nach eigener Einschätzung nicht weit gebracht, obwohl sie in der Schule immer gut gelernt hat. Nach der Mittelschule besuchte sie das Ascher'sche Erziehungsinstitut bis zum Alter von 17 Jahren. Zu der Zeit wurde sie erstmals in die Psychiatrische Nervenklinik in der Nußbaumstraße aufgenommen und im gebesserten Zustand wieder nach Hause entlassen. Als sie im Frühjahr 1922 ihre Mutter bedrohte und angriff, wurde sie von der Nervenklinik in die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar überwiesen. Im November des Jahres bemühte sie sich in einem Schreiben an den Magistrat der Stadt München, das von den Ärzten zurückgehalten wurde, um Entlassung: „Hier könnte sich ein müder Geist erholen, wenn es nicht so sehr als Schmach und Schande betrachtet werden müsste. Warum glauben die Pflegerinnen die Patienten so gefühllos und verächtlich behandeln zu dürfen. Ganz gut und schön wäre Vieles, aber das Gefängnisartige und Eingeschlossene glaube ich zurückweisen zu können, weil es vollständig unnatürlich ist, und ich dann Zweck und Absicht nicht verstehen und wahrscheinlich nicht gut heißen kann.“
Die Lücken der Einträge in der Krankengeschichte werden danach immer größer. Aus den letzten Jahren ihres Anstaltsaufenthalts ist nichts bekannt. 1945 erlitt Elisabeth B. einen beidseitigen Leistenbruch mit Organeinklemmung. Am 25.4.1945 hieß es dazu in der Krankengeschichte: „Eine Operation kommt unter den jetzigen Verhältnissen bei der widerstrebenden und verkehrten Kranken nicht in Frage.“ Am 2.5.1945 kamen die Amerikaner in die Anstalt Eglfing-Haar. Einen Tag darauf erlag Elisabeth B. ihrer Erkrankung als Folge von Vernachlässigung.
Archiv
des Bezirks Oberbayern, Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar,
Patientenakten Nr. 12129