Bertolt Brecht (10.2.1898 Augsburg – 14.8.1956 Berlin)

Biografien
Verfasst von Elisabeth Tworek

Schriftsteller, Theaterregisseur, Filmpionier, Essayist

Bertolt Brecht, 1940er Jahre | Deutsches Literaturarchiv Marbach, 7880-22

Bertolt Brecht war einer der einflussreichsten Dramatiker und Lyriker seiner Zeit. Er wuchs in einer bürgerlichen Familie in Augsburg auf. Sein Vater war Angestellter, später Direktor der Augsburger Papierfabrik Haindl. Nach dem Notabitur 1917 studierte Brecht in München Medizin, Literatur- und Theaterwissenschaft.

Im Herbst 1918 diente er als Sanitätssoldat in einem Augsburger Lazarett und war Mitglied im Soldatenrat. Sein Antikriegs-Lied „Die Legende vom toten Soldaten“ (1918) ist von diesen Erfahrungen geprägt und brachte die Nationalkonservativen und Völkischen gegen ihn auf. Die Nationalsozialisten begründeten später damit seine Ausbürgerung. In der „Verfügung des Reichsministeriums des Inneren“ vom 8.6.1935 heißt es: „Seine Machwerke, in denen er unter anderem den deutschen Frontsoldaten beschimpft, zeugen von niedrigster Gesinnung“ (Knopf, S. 46).

1921 brach Brecht sein Studium ab und wurde Schriftsteller. Seine Stücke „Trommeln in der Nacht“ und „Baal“ brachten ihm 1922 den renommierten Kleist-Preis ein. 1924 zog er nach Berlin und setzte sich intensiv mit der marxistischen Gesellschaftstheorie auseinander. Seine „Dreigroschenoper“ (1928/29) wurde bis 1933 zweihundertfünfzig Mal aufgeführt und ist eines der erfolgreichsten Bühnenstücke dieser Jahre. Am 10.4.1930 heiratete Brecht die jüdische Schauspielerin Helene Weigel, die Mitglied der KPD war.

Am 28.2.1933, dem Tag nach dem Berliner Reichstagsbrand, flohen Brecht und Weigel über Prag nach Wien. Im Zuge der Bücherverbrennung vom Mai 1933 wurden Brechts Werke verboten. Am 8.6.1935 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Das Exil verbrachte er bis 1939 in Svendborg in Dänemark, 1939/40 in Schweden und 1940/41 in Finnland. Im Juli 1941 floh er auf einem Frachtschiff über Wladiwostok nach Kalifornien, wo er bis Oktober 1947 in Santa Monica lebte.

Am 23.10.1947, kurz vor seinem Rückflug nach Europa, wurde er im Zuge der Kommunistenjagd der McCarthy-Ära vor den „Untersuchungsausschuss für unamerikanische Aktivitäten“ in Washington geladen. Am 1.11.1947 betrat er wieder europäischen Boden. Von der Schweiz aus bemühte sich der Staatenlose um Aufnahme in Österreich oder Deutschland, was ihm die Westmächte jedoch verwehrten. 1948 zog Brecht in den Ostteil Berlins, gründete das „Berliner Ensemble“ und engagierte sich für den Aufbau eines sozialistischen deutschen Staates. Er wurde mit dem Nationalpreis der DDR 1. Klasse (1951) und den Internationalen Stalin-Friedenspreis (1954) geehrt.

Quellen

Hecht, Werner: Die Mühen der Ebenen – Brecht und die DDR, Berlin 2013.
Hecht, Werner: Kleine Brecht-Chronik: 1898-1956. Basiswissen für sein Leben und Werk, Hamburg 2012.
Jaretzky, Reinhold: Bertolt Brecht, Reinbek 2006.
Knopf, Jan: Bertolt Brecht. Lebenskunst in finsteren Zeiten. Biografie, München 2012.
Parker, Stephen: Berthold Brecht. A literary life, London 2014. Dt. Übersetzung: Berthold Brecht. Eine Biografie, Berlin 2018.
Wizisla, Erdmut (Hg.): Begegnungen mit Brecht, Berlin 2014.

Empfohlene Zitierweise

Elisabeth Tworek: Brecht, Bertolt (publiziert am 02.11.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/brecht-bertolt-108