Johannes Dingfelder (20.2.1867 Lipprichhausen – 20.5.1945 München)

Biografien
Verfasst von Brigitte Zuber

Arzt und Publizist, Völkisch-antisemitischer Redner, u.a. Hauptredner bei der Gründungsversammlung der NSDAP

Johannes Dingfelder (1867-1945), Aufnahme um 1942 | Bayerische Staatsbibliothek München/Fotoarchiv Heinrich Hoffmann, hoff-68753

Schon 1897 hielt der Landarzt antisemitische Reden in fränkischen Bauernversammlungen. Bevor er 1913 nach München zog, leitete er das Bad Burgbernheim und publizierte zu medizinischen Themen und Grenzgebieten der Psychologie. Einer seiner sechs Söhne geriet 1914 in französische Kriegsgefangenschaft, zwei weitere starben im Krieg.

Für das Bayerische Rote Kreuz organisierte Dingfelder die Kriegsgefangenenfürsorge. Ab 1916 schrieb er unter dem Pseudonym Germanus Agricola. Im September 1919 wurde er Landesvorsitzender des Deutschen Kriegsgräberschutzbunds. Zur selben Zeit startete er im Münchner Beobachter die Artikelserie „Geldwahn und Rettung“. In Dietrich Eckarts Hoheneichen-Verlag erschien Die Rettung des Mittelstandes. Die Lösung der Misere des Mittelstands sah Dingfelder in einer das Mittelalter romantisierenden Produktions- und Konsumgemeinschaft.

Die Deutsche Arbeiterpartei (DAP) nutzte Anfang 1920 den großen Bekanntheitsgrad Dingfelders, indem sie ihn auf den Werbeplakaten für eine Versammlung am 24.2.1920 als einzigen Redner ankündigte. Diese erste Massenversammlung der DAP mit 2000 Besuchern im Festsaal des Hofbräuhauses in München gab Hitler die Möglichkeit zur Vorstellung des 25-Punkte-Programms der sich nun NSDAP nennenden Partei. Seitdem gilt dieses Datum als Gründungstag der NSDAP.

Danach arbeitete er mehrere Jahre lang publizistisch mit Alfred Rosenberg zusammen. 1924 gab Dingfelder die Großdeutsche Zeitung, ein Ersatzblatt für den verbotenen Völkischen Beobachter, heraus. In seiner Schrift Arzt und Priester 1930 hieß Sigmund Freud „Salomon Freud“: der „Teufel als Affe Gottes“. Während des Zweiten Weltkriegs hielt er Vorträge über „rationellen Obstbau“ und widmete sich Fragen „gesunder Volksernährung“. Ministerpräsident Siebert verlieh ihm 1940 das ‚Ehrenzeichen für Volkspflege‘.

Quellen

Bayerisches Hauptstaatsarchiv V, Sammlung Personen, Dr. Johannes Dingfelder, 6326.
Institut für Zeitgeschichte München, MA 743, Reden 1897 von Johannes Dingfelder.
Phelps, Reginald H.: Hitler als Parteiredner im Jahre 1920, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 11, 1963, S. 292-296.

Empfohlene Zitierweise

Brigitte Zuber: Dingfelder, Johannes (publiziert am 10.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/dingfelder-johannes-158