Gottfried Feder (27.1.1883 Würzburg – 24.9.1941 Murnau / Obb)

Biografien
Verfasst von Sabine Schalm

Ingenieur, Wirtschaftstheoretiker, NS-Ideologe

Gottfried Feder (1883-1941), Aufnahme von 1930 | Bundesarchiv, Bild 183-R16259

Gottfried Feder wuchs in einer evangelisch-oberfränkischen Beamtenfamilie auf und studierte Ingenieurswissenschaften in München, Berlin und Zürich. Drei Jahre nach seinem Abschluss als Diplomingenieur 1905 in München machte sich Feder als Teilhaber der Baufirma Ackermann & Co., die im Ersten Weltkrieg militärische Bauten errichtete, selbständig. Seit 1918 gab er seine unternehmerische Tätigkeit zugunsten seiner politischen und schriftstellerischen Aktivitäten auf. So schrieb er für die „Süddeutschen Monatshefte“, die von seinem Schwager Prof. Karl Alexander von Müller mitherausgegeben wurden, und die Zeitschrift „Auf gut Deutsch“, deren Herausgeber Dietrich Eckart war.

1919 trat er der Deutschen Arbeiterpartei (DAP) bei und lernte Adolf Hitler kennen. Im gleichen Jahr publizierte Feder seine wichtigste Schrift „Manifest zur Brechung der Zinsknechtschaft des Geldes“, die Vision einer zinslosen Wirtschaft mit verstaatlichtem Bankwesen. Seine wirtschaftspolitischen Ideen fanden 1920 Eingang in das Parteiprogramm der NSDAP. 1923 war Feder von den Hitler-Putschisten als Finanzminister einer neuen Reichsregierung vorgesehen.

1924 – zum Zeitpunkt des reichsweiten NSDAP-Verbots – errang er ein Reichstagsmandat für die Nationalsozialistische Freiheitspartei, eine Ersatzorganisation der NSDAP. Nach der Wiedergründung der NSDAP 1925 war Feder bis 1936 Reichstagsabgeordneter der NSDAP. Als Gründer und Herausgeber der Schriftenreihe „Nationalsozialistische Bibliothek“ veröffentlichte er seit 1927 das programmatische Schrifttum der Partei. 1931 wurde er Vorsitzender des Wirtschaftsrats der NSDAP und von Juli 1933 bis August 1934 Staatssekretär im Reichswirtschaftsministerium. Mit seiner Pensionierung im September 1934 schwand Feders politischer Einfluss, und er lehrte seit November 1934 bis zu seinem Tod 1941 als Honorarprofessor für Siedlungswesen, Raumordnung und Stadtentwicklung an der Technischen Hochschule Berlin.

Quellen

Graml, Hermann/Benz, Wolfgang (Hg.), Biographisches Lexikon zur Weimarer Republik, München 1988.
Grebner, Werner F.: Der Gefreite Adolf Hitler 1914-1920. Die Darstellung bayerischer Beziehungsnetzwerke, Graz 2008.
Plöckinger, Othmar: Gottfried Feders Einfluss auf die wirtschafts- und staatspolitischen Vorstellungen der frühen NSDAP und auf Hitlers „Mein Kampf“, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Bd. 105, 2018, Heft 4, S. 497–527.
Tyrell, Albrecht: Gottfried Feder and the NSDAP, in: Stachura, Peter D. (Hg.): The shaping of the Nazi state, London 1978, S. 48-87.
Weiß, Hermann (Hg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2011.

Empfohlene Zitierweise

Sabine Schalm: Feder, Gottfried (publiziert am 31.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/feder-gottfried-207