Freikorps Oberland (1919 – 1921)

Organisationen
Verfasst von Brigitte Zuber

Bayerisches Freikorps, hervorgegangen aus dem antisemitischen Kampfbund Thule

Parade des Bundes Oberland zur Grundsteinlegung des Kriegerdenkmals am 4.11.1923 | BSB, hoff-6586

Am 19.4.1919 erhielt Rudolf Freiherr von Sebottendorf mit einem Schreiben des bayerischen Militärministers Ernst Schneppenhorst die Lizenz zur Aufstellung des Freikorps Oberland. Vier Tage zuvor hatte die bayerische Exilregierung – entgegen ihrer ursprünglichen Haltung – die Bildung von Freikorps gebilligt und den Sturm auf München verkündet. Freiherr von Sebottendorf, Vorsitzender des antisemitischen Geheimbunds Thule Gesellschaft, hatte schon im November 1918 den „Kampfbund Thule“ ins Leben gerufen und zusammen mit dem Verleger Julius F. Lehmann sowie Rudolf Buttmann bewaffnete gegenrevolutionäre Bürgerwehren gefordert.

Rasch verfügte das Freikorps unter der militärischen Führung von Albert Ritter von Beckh über 1.000 Mann. Nach dem Einsatz des Freikorps gegen die Räterepublik München bildete ein Teil der Truppen zusammen mit dem Freikorps Epp die bayrische Reichswehrbrigade 21. Ein anderer Teil blieb als Kompanie Zeitfreiwilliger in Reserve. Nach offizieller Auflösung des Freikorps am 21.10.1919 schlossen sich weitere Teile den Einwohnerwehren und der „Orgesch“ an. Die „Oberländer“ blieben aber sowohl in der Reichswehr als auch anderweitig in ihren bisherigen Formationen organisiert. So wurden sie zur Niederschlagung des Ruhr-Generalstreiks in Folge des Kapp-Putsches 1920 und in Oberschlesien bei der Erstürmung des Annabergs 1921 eingesetzt.

Ende Oktober 1921 entstand als Ersatz für das Freikorps der Bund Oberland. Er schloss sich 1922 eng der SA und NSDAP an und beteiligte sich am Putsch vom November 1923. In der Nacht zum 9.11.1923 verhaftete ein Oberland-Trupp in München-Bogenhausen jüdische Bürger und schaffte mindestens 17 von ihnen als Geiseln in den Bürgerbräukeller.
Vorsitzender des Bundes war von 1922 bis 1929 Friedrich Weber, Schwiegersohn des Verlegers Lehmann. Beppo Römer, der Stabschef und strategische Kopf des Sturms auf den Annaberg, trennte sich vom Bund und trat 1932 der KPD bei.

Noch heute besteht eine Kameradschaft Freikorps und Bund Oberland, die immer wieder mit öffentlichen Feiern und Aufmärschen in die Nähe des Rechtsradikalismus rückt.

"Zehn Jahre Bund Oberland!" - Artikel aus 'Die neue Front'; Beilage zum "Völkischen Beobachter", Nr. 2, 28.5.1929 | BSB, port-028218

Quellen

Bindrich, Oswald/Römer, Susanne: Beppo Römer. Ein Leben zwischen Revolution und Nation, Berlin 1991.
Fenske, Hans: Konservativismus und Rechtsradikalismus in Bayern nach 1918, Bad Homburg 1969.
Walter, Dirk: Antisemitische Kriminalität und Gewalt. Judenfeindschaft in der Weimarer Republik, Bonn 1999.

Empfohlene Zitierweise

Brigitte Zuber: Freikorps Oberland (publiziert am 29.01.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/freikorps-oberland-238