Martin Grünwiedl (27.12.1901 Pförring – 21.1.1987 München)

Biografien
Verfasst von Friedbert Mühldorfer

Münchner Kommunist, im Widerstand aktiv und lange Jahre in KZ-Haft

Martin Grünwiedl wuchs in ärmlichsten Verhältnissen in einer kinderreichen Arbeiterfamilie in Pförring an der Donau auf, zog 1924 nach München, verdingte sich als Hilfsarbeiter bei einer Malerfirma und bildete sich selbst in Abendkursen zum Dekorationsmaler fort. Über einen Jugendfreund kam er mit der Politik in Berührung, wurde Mitglied der Gewerkschaft und trat Anfang 1930 in die Giesinger KPD-Gruppe ein.

Am 10.3.1933 wurde er in seiner Wohnung in der Raintalerstraße festgenommen und am 22.3.1933 in das kurz zuvor eingerichtete KZ Dachau transportiert. Damit gehörte er zu den ersten Häftlingen des Lagers. Von Anfang an bemühte sich seine Frau Resi, ebenfalls Mitglied der KPD, um die Freilassung ihres Mannes: Sie sammelte Unterschriften in ihrem Wohnblock und ging damit immer wieder zur Gestapo. Weil auch der Inhaber des Malerbetriebs, bei dem Grünwiedl beschäftigt war, ihn für seinen Betrieb anforderte, wurde er am 10.2.1934 entlassen.

Auf Anregung von Genossen, doch die Erlebnisse im Lager aufzuschreiben, um den verharmlosenden Berichten über das Lager Dachau entgegentreten zu können, machte sich Grünwiedl zusammen mit Freunden an das Schreiben und Vervielfältigen einer Broschüre, die dann unter dem Titel „Dachauer Gefangene erzählen...“ in einer Auflage von 650 Exemplaren illegal verbreitet wurde. Seine Tätigkeit blieb unentdeckt, auch als Grünwiedl ab 15.8.1934 wiederum in Gefängnissen und im KZ Dachau inhaftiert wurde und nun als „Rückfälliger“ besonderen Misshandlungen der SS ausgesetzt war. Als das Ermittlungsverfahren am 16.11.1934 eingestellt wurde, forderte Resi Grünwiedl bei der Gestapo die sofortige Freilassung ihres Mannes aus Dachau, die dann tatsächlich am 21.12.1934 erfolgte.

Bis zum Kriegsbeginn arbeitete Grünwiedl in seinem alten Betrieb, kurz unterbrochen von einer zehntägigen Haft anlässlich des Staatsbesuchs von Mussolini im September 1937. Mit Kriegsbeginn begann aber für Martin Grünwiedl eine neuerliche, ungleich schlimmere Zeit: Er wurde erneut verhaftet und ohne Begründung bis zum Kriegsende am 8.5.1945 ins KZ Buchenwald verschleppt.

Nach der Befreiung arbeitete er, gesundheitlich durch die lange Haft sehr beeinträchtigt, als Angestellter beim Arbeitsamt. Engagiert half er zusammen mit seiner Frau mit, die Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen in München lebendig zu halten. Er gestaltete mit seinem Geschick als Dekorationsmaler so manches Transparent auf Demonstrationen von NS-Verfolgten gegen alte und neue Nazis.

Quellen

Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau: „Dachauer Gefangene erzählen...“, München 1933.
Archiv der VVN: Interview mit Martin Grünwiedl, Manuskript, 4.5.1977.
Landesamt für Finanzen Bayern, Landesentschädigungsamt, BEG 5191/I/1951.
Lücking, Monika: Berichte über das „Mörderlager Dachau“ aus dem Inland, in: Hans-Günter Richardi (Hg.): Das Zeugnis der Verfolgten. Dachauer Dokumente, Bd. 3, Dachau 1993, S. 45-47.

Empfohlene Zitierweise

Friedbert Mühldorfer: Grünwiedl, Martin (publiziert am 06.11.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/gruenwiedl-martin-295