Albert Heinzinger (5.7.1911 Kempten / Allgäu – 8.4.1992 Utting / Ammersee)

Biografien
Verfasst von Margrit Grubmüller/Kurt Lehnstaedt

Leiter der Münchner SAPD ab 1933, Beteiligung an regimekritischen Flugblattaktionen, nach 1945 Präsident der Neuen Münchner Künstlergenossenschaft

Albert Heinzinger kam aus einfachen Verhältnissen. Die Mutter war Köchin und Putzhilfe und sein früh verstorbener Vater Schneider. Heinzingers künstlerisches Talent fiel bereits in der Schule auf, sein Lehrer riet zu einer Lehre für Chemigrafen (Klischeeätzer). Nach Beendigung der Ausbildung arbeitete er in einer grafischen Kunstanstalt in München.

Heinzinger war Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend und der SPD und trat dann zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) über. Nach der Flucht des Vorstandes Fritz Vogel übernahm er im Mai 1933 zusammen mit vier anderen Männern die Leitung der SAPD in München. Er hielt Kontakt mit Vogel, zu SAPD-Vorständen anderer Städte, zur Zentrale in Mannheim und zu Widerstandskreisen wie dem Internationalen Sozialistischen Kampfbund (ISK) und der KPD. Er beschaffte illegales Informationsmaterial und wirkte mit bei SAPD-Aktionen wie Zettelkleben und Verteilen von Flugblättern. Durch die Denunziation der Mannheimer Gruppe 1938 wurde deren Verbindung zu Heinzinger bekannt. Er wurde von der Gestapo verhaftet und vom Oberlandesgericht Stuttgart am 9.10.1939 wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu zwei Jahren und vier Monaten Zuchthaus abzüglich zehn Monaten Untersuchungshaft sowie zwei Jahren und vier Monaten Ehrverlust verurteilt. Er verbüßte die Strafe zunächst in Ludwigsburg, vom 21.3.1940 bis zum 25.11.1940 im Strafgefangenenlager IV Walchum im Emsland und vom 25.11.1940 bis zum 15.01.1941 im Zuchthaus Bremen Kammerberg. Am 15.01.1941 erfolgte die Haftentlassung mit einem Strafnachlass von 84 Tagen aufgrund eines Gesuchs seiner Mutter.

Nach 1945 war Heinzinger Gründungsmitglied und Vorsitzender des „Schutzverbandes Bildender Künstler“ in München sowie Präsident der „Neuen Münchner Künstlergenossenschaft“.


Quellen

Staatsarchiv München, Stanw 3520.
Bayerisches Landesamt für Finanzen München, LEA BEG 11315.
Staatsarchiv Ludwigsburg, Staatsanwalt E 312 II Bü 5.

Empfohlene Zitierweise

Margrit Grubmüller/Kurt Lehnstaedt: Heinzinger, Albert (publiziert am 27.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/heinzinger-albert-327