Hotel Vierjahreszeiten

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Verfasst von Elisabeth Kraus

Hotel in der Münchner Maximilianstraße, in der sich die Geschäftsräume der völkisch und antisemitisch orientierten ‚Thule Gesellschaft‘ befanden

Briefkopf der rechtsextremen Thule-Gesellschaft, 25.6.1919 | Stadtarchiv München, BUR 1659/1

In dem heute noch bestehenden Hotel Vier Jahreszeiten in der Maximilianstrasse hatte seit ihrer Gründung im August 1918 die völkisch und antisemitisch orientierte ‚Thule-Gesellschaft – Orden für deutsche Art‘ Räume angemietet. Nach dem Sturz der Monarchie 1918 war diese ein Zentrum der Gegenrevolution, bekämpfte die neue bayerische Regierung unter Kurt Eisner sowie die nach seiner Ermordung errichtete Räterepublik und war maßgeblich an der Entstehung der NSDAP beteiligt. Die Mitglieder der sich elitär verstehenden Organisation hatten überwiegend akademischen Hintergrund und kamen aus der Aristokratie und dem Bürgertum. Bis 1924 blieb das Hotel Versammlungsort für die Gesellschaft, deren Wahlspruch lautete: „Gedenke, dass Du ein Deutscher bist! Halte Dein Blut rein!“ Die Geschäftsräume der Thule-Gesellschaft waren durch einen Seiteneingang von der Marstallstrasse her zu erreichen. Sie boten nicht nur der Redaktion ihrer Zeitung Münchener Beobachter genügend Platz, sondern bildeten damit auch die zentrale Anlaufstelle für „nahezu alle zur Konterrevolution entschlossenen Personen und Gruppierungen Münchens“ (Gilbhard, S. 93).

Quellen

Gilbhard, Hermann: Die Thule-Gesellschaft. Vom okkulten Mummenschanz zum Hakenkreuz, München 1994.
Weyerer, Benedikt: Hotel Vier Jahreszeiten, in: Nerdinger, Winfried (Hg.): Ort und Erinnerung. Nationalsozialismus in München, Salzburg 2006, S. 28.

Empfohlene Zitierweise

Elisabeth Kraus: Hotel Vierjahreszeiten (publiziert am 17.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/hotel-vierjahreszeiten-372