Quellen
Heusler, Andreas: Israelitische Privatklinik e.V., in: Winfried Nerdinger (Hg.): Ort und Erinnerung. Nationalsozialismus in München, Salzburg 2006, S. 143.
Eintritt frei
1911 – 1942
Wohltätigkeit ebenso wie Fürsorge für Kranke gehören von jeher zu den wichtigsten Grundprinzipien und Aufgabengebieten jüdischer Gemeinden. 1906 entstand der Verein ‚Krankenheim Israelitische Privatklinik e.V.‘ auf Initiative der Loge B’nai B’rith und der beiden Ärzte August Feuchtwanger und Joseph Marschütz. Der Verein kaufte 1910 das Gebäude in der Hermann-Schmid-Straße 5 und eröffnete 1911 ein Krankenheim, das Menschen aller Konfessionen zur Verfügung stand. Die Patienten waren bis 1933 nur zur Hälfte Juden*Jüdinnen. Im Ersten Weltkrieg wurden dort auch verletzte Frontsoldaten ärztlich versorgt. Im Jahr 1919 wurde das Gebäude um das Nachbarhaus Hermann-Schmid-Straße 7 erweitert, ab 1925 kam eine Entbindungsstation hinzu, bis das Krankenheim zu Beginn der 1930er-Jahre über 40 Betten verfügte. Zur Privatklinik gehörte auch ein Schwesternheim, das seit 1900 existierte und in der „Lipschütz’schen Versorgungsanstalt“ in der Mathildenstraße beheimatet war, bis es 1911 im ersten Obergeschoss der Israelitischen Privatklinik e.V. eine neue Unterkunft fand.
Noch bevor die ‚Nürnberger Gesetze‘ 1935 verabschiedet wurden, hatten die rassistischen Vorstellungen der Nationalsozialist*innen über den ‚deutschen Volkskörper‘ und den Vorrang des ‚deutschen Blutes‘ brutale Einschnitte in der Krankenversorgung der jüdischen Bevölkerung bewirkt, die schließlich 1936 dazu führten, dass Juden*Jüdinnen nicht mehr in öffentlichen Krankenhäusern versorgt wurden. Zuflucht und ärztliche Versorgung für jüdische Menschen boten nur mehr das Israelitische Krankenheim in München und zwei weitere Krankenhäuser in Fürth und Würzburg. Auf Befehl von Heinrich Himmler wurde das Heim im Mai 1942 aufgelöst, Patient*innen, Pflegepersonal und Ärzt*innen ab Juni 1942 ins Ghetto und KZ Theresienstadt verschleppt. Zu den deportierten Ärzt*innen gehörte auch der Leiter der Israelitischen Privatklinik, Julius Spanier.
Anschließend eignete sich die NS-Organisation ‚Lebensborn e.V.‘ das Gebäude an, ohne dass der vereinbarte Kaufpreis bezahlt wurde. Das Gebäude wurde im Krieg zerstört.
Heusler, Andreas: Israelitische Privatklinik e.V., in: Winfried Nerdinger (Hg.): Ort und Erinnerung. Nationalsozialismus in München, Salzburg 2006, S. 143.