Josef Kleeblatt (21.3.1891 Unterdarching – 7.4.1976 München)

Biografien
Verfasst von Christoph Wilker

Verfolgter Zeuge Jehovas

Josef Kleeblatt, um 1945 | BayHStA, LEA 19889

Der Kontorist ließ sich 1923 als Bibelforscher taufen. Auch nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ging er sonntags oft in den Tierpark Hellabrunn, um mit anderen Besucher*innen Gespräche über die Bibel zu führen. Im Januar 1937 wurde ihm diese zum Verhängnis. Ein Obersteuerinspektor, den er ansprach, denunzierte ihn bei der Gestapo. Danach wurde Kleeblatt überwacht und bei seinem nächsten Tierparkbesuch gezielt von einem Gestapo-Mitarbeiter in eine Falle gelockt. Laut Gestapo-Protokoll vom Februar 1937 hatte Kleeblatt diesem gegenüber „Hitler und seine Unterführer[...] als blutrünstige Menschen, die eine Politik treiben, die unbedingt zu einem Krieg mit unseren Nachbarstaaten führen müsse“, bezeichnet (StAM, StAnw 8444). Kleeblatt wurde in der Folge am 12. Oktober 1937 vom Sondergericht München zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Über die Zeit nach seiner Haftentlassung erklärte er 1945: „Die üblichen polizeilichen Vorsprachen und jeden Sonntag einen Aufpasser, der den ganzen Tag hinter mir herlief, mitunter war es auch eine Frau.“ (BayHStA, LEA 19889) 1951 erhielt er eine Haftentschädigung von DM 1650. Über sein weiteres Leben liegen keine Informationen vor.


Quellen

Staatsarchiv München, StAnw 8444
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, LEA 19889

Empfohlene Zitierweise

Christoph Wilker: Kleeblatt, Josef (publiziert am 23.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/kleeblatt-josef-425