Quellen
Landesamt für Finanzen Bayern, Landesentschädigungsamt, EG 36953.
Eintritt frei
Münchner Kommunistin, nach der Machtübernahme jahrelang inhaftiert
Adelheid Liessmann lernte Buchhaltung bei der Wäsche- und Wollwarenfirma Leopold Mannheimer in der Herzogspitalstraße, wo sie bis zur Auflösung des Betriebs Ende 1931 arbeitete. Nach halbjähriger Arbeitslosigkeit konnte sie im Kaufhaus Fillitsch in Kempten, das ebenfalls zur Firma Mannheimer gehörte, als Buchhalterin tätig werden.
Am 10.4.1933 wurde sie – ebenso wie ihr Vater, der Schlosser Wilhelm Liessmann, - von der Polizei verhaftet und in „Schutzhaft“ genommen „zur Abwehr kommunistischer Gewaltakte“. Der tatsächliche Grund war aber ihr politisches Engagement seit ihrer Lehrzeit: Sie war Mitglied im Zentralverband der Handlungsgehilfen der freien Gewerkschaften, dann auch Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes, wo sie seit 1930 zusammen mit Alfred Andersch in der Neuhausener Gruppe tätig war und an vielen Aktionen gegen die Nationalsozialisten teilnahm.
Nach ihrer Entlassung und vorübergehender Arbeitslosigkeit fand sie neue Arbeit, wurde am 24.11.1934 aber erneut verhaftet und unter der Anschuldigung, illegal für den Nachrichtendienst der KPD tätig gewesen zu sein, ohne gerichtliche Entscheidung bis 24.2.1936 im Gefängnis Stadelheim in „Schutzhaft“ gehalten. Anschließend wurde sie ins Konzentrationslager Moringen transportiert, wo sie erst am 5. September 1936 aus gesundheitlichen Gründen entlassen wurde und nach München zurückkehren konnte.
Sie arbeitete bis Kriegsende in verschiedenen Betrieben, nochmals unterbrochen durch eine vierwöchige Haft im November/Dezember 1939 aus Anlass des Attentats von Georg Elser, in dessen Folge zahlreiche Münchner Kommunist*innen vorübergehend inhaftiert wurden.
Nach der Befreiung fand Adelheid Liessmann im Oktober 1945 eine Anstellung bei der Stadt München, u.a. als Leiterin des Leihamtes, und organisierte sich wieder in der KPD, für die sie von 1946 bis 1953 als Stadträtin tätig war.
Landesamt für Finanzen Bayern, Landesentschädigungsamt, EG 36953.