Thomas Mann (6.6.1875 Lübeck – 12.8.1955 Zürich)

Biografien
Verfasst von Elisabeth Tworek

Schriftsteller, Essayist, Literaturnobelpreisträger

Thomas Mann (1875-1955), Aufnahme ca. 1930 | Bayerische Staatsbibliothek München/Porträt- und Ansichtensammlung, port-009133, Foto: Dora Horovitz

Thomas Mann entstammte einer wohlhabenden Lübecker Kaufmannsfamilie. Er war das zweite von fünf Kindern des Senators Thomas Johann Heinrich Mann. Drei Jahre nach dem Tod seines Vaters verließ er die Schule vorzeitig und folgte 1894 seiner deutsch-brasilianischen Mutter nach München, wo er fast die Hälfte seines Lebens verbrachte. Sein literarischer Durchbruch war der Roman „Buddenbrooks“ (1901), für den er 1929 den Nobelpreis für Literatur erhielt. 1905 heiratete er Katia Pringsheim, Tochter eines Münchner Universitätsprofessors.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges stellte sich Thomas Mann auf die Seite der deutschnationalistischen Kriegsbegeisterten und brach wegen politischer Differenzen die Beziehung zu seinem vier Jahre älteren Bruder Heinrich ab. In den „Betrachtungen eines Unpolitischen“ (1918) verteidigte Thomas Mann Kaiserreich und Krieg. 1922 versöhnten sich die Brüder. Mit seiner Rede „Von deutscher Republik“ (1922) bekannte sich Thomas Mann erstmals zur Demokratie und trat fortan gegen den aufkommenden Nationalsozialismus ein.

Am 30.11.1926 wirkte der Schriftsteller bei der Kundgebung „Kampf um München als Kulturzentrum“ in der Münchner Tonhalle mit einer Rede über den kulturellen Niedergang der bayerischen Landeshauptstadt mit. Thomas Mann erinnerte dabei an die Glanzzeit Münchens als Zentrum der Avantgarde während der Prinzregentenzeit. Am 10.2.1933 hielt er zum 50. Todestag Richard Wagners in der Universität München seinen Vortrag „Leiden und Größe Richard Wagners“. Am darauf folgenden Tag reiste er mit diesem Vortrag nach Amsterdam, Brüssel und Paris. Im anschließenden Urlaub in Arosa erfuhr Thomas Mann von Verhaftungen und Übergriffen, die ihn veranlassten, vorerst in der Schweiz zu bleiben.

Als Reaktion auf die Vorträge erschien am 16. 4.1933 in den „Münchner Neuesten Nachrichten“ der Artikel „Protest der Richard-Wagner-Stadt München“, initiiert und verfasst von dem Dirigenten Hans Knappertsbusch und unterzeichnet von zahlreichen Münchner Honoratioren, darunter Olaf Gulbrannsson, Hans Pfitzner und Richard Strauss. Sie warfen Thomas Mann vor, Richard Wagner verunglimpft zu haben. Thomas Mann kehrte nicht nach Deutschland zurück.

Am 26.4.1933 fand in seinem Wohnhaus in der Poschinger Straße eine Hausdurchsuchung statt, wenig später wurde ein Schutzhaftbefehl erwirkt. Die Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft erfolgte am 3.12.1936, kurz nachdem Thomas Mann tschechoslowakischer Staatsbürger geworden war. Von 1934 bis 1938 lebte die Familie in Küsnacht am Zürichsee. Dann folgte der Schriftsteller dem Ruf als Gastprofessor nach Princeton in New Jersey (USA) und lebte von 1940 bis 1952 in Pacific Palisades in Kalifornien. Am 23.6.1944 erhielten Thomas und Katia Mann die amerikanische Staatsbürgerschaft. Von 1940 bis Kriegsende richtete Thomas Mann monatlich über BBC London regimekritische Radiobotschaften an die Deutschen Hörer*innen.

1949 besuchte Thomas Mann erstmals wieder Ost- und Westdeutschland, im Juli dabei auch München. Im Sommer 1952 kehrten er und seine Frau endgültig nach Europa zurück und wohnten zunächst in Erlenbach bei Zürich, ab 1954 in Kilchberg am Zürichsee.

Quellen

Füllmann, Rolf: Thomas Mann, Baden-Baden 2020.
Kolbe, Jürgen: Heller Zauber. Thomas Mann in München 1894-1933. Bildband, München 1987.
Kurzke, Hermann: Thomas Mann. Das Leben als Kunstwerk. Eine Biographie, München 1999.


Empfohlene Zitierweise

Elisabeth Tworek: Mann, Thomas (publiziert am 02.11.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/mann-thomas-532