Quellen
Interview
mit Jelena Lenser, Tochter von Wladislaw Meschkowskij und Jurij
Antipow, Sohn von Wladimir Antipow am 10. September 2017 in Kyjiw
Eintritt frei
Zwangsarbeiter im Reichsbahnausbesserungswerk Neuaubing
Wladislaw Meschkowskij wurde am 7. Juli 1924 in Kyjiw (Kiew) geboren. Nach der Trennung seiner Eltern zog seine Mutter mit ihm nach Leningrad. Als er die 9. Klasse abgeschlossen hatte, fuhr er in den Sommerferien des Jahres 1941 nach Kyjiw, um seinen Vater zu besuchen. Am selben Tag überfielen die Deutschen die Sowjetunion und bombardierten Kyjiw. Wladislaw beschloss, die Fahrt dennoch fortzusetzen. Die Besatzungszeit über blieb er in Kyjiw. Seine Mutter überlebte die Hungerszeit während der Blockade von Leningrad.
Wladislaw musste ab Mai 1943 für ein Bahnausbesserungswerk im besetzten Kyjiw arbeiten. Während einer Razzia wurden er und sein Freund Wladimir Antipow aufgegriffen und zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert. Beide wurden am 24. November 1943 im Lager des Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) Neuaubing registriert. Meschkowskij kam, wie er später erzählte, wegen seines polnischen Familiennamens in eine Baracke zu Zwangsarbeitern aus Polen, Frankreich und den Niederlanden. Er arbeitete vermutlich im benachbarten Weichenlager, wo er Schienen schleppen musste. Am 17. September 1944 zog er ganz dorthin. Die Holländer teilten mit ihm laut seiner Erinnerungen ihre Lebensmittelpakete.
Nach der Befreiung ahnte Meschkowskij, dass es Schwierigkeiten mit dem sowjetischen Geheimdienst (NKWD) geben könnte. Er hatte Angst vor einer erneuten Inhaftierung. Und tatsächlich landete er in einem Filtrationslager des NKWD. Auch später wurde er vom sowjetischen Geheimdienst immer wieder vorgeladen.
Nach seiner Rückkehr fasste er in Kyjiw dennoch beruflich Fuß. Er schloss ein Ingenieursstudium ab und befasste sich mit dem Bau von Kraftwerken, später auch Atomkraftwerken. Seine einzige Tochter Jelena beschreibt ihn als talentierten, klugen Menschen, der ein guter Konstrukteur und Spezialist gewesen sei. Wegen seiner Zeit in Deutschland durfte er nicht ins Ausland fahren, obwohl er dort Projekte betreute. Mit seiner Tochter hat er häufig über die Zeit der Zwangsarbeit gesprochen. Eine Entschädigung hat er nie erhalten, da er bereits 1989 an Krebs starb.
Interview
mit Jelena Lenser, Tochter von Wladislaw Meschkowskij und Jurij
Antipow, Sohn von Wladimir Antipow am 10. September 2017 in Kyjiw