Reichsarbeitsdienst (RAD)

Organisationen
Verfasst von Andreas Eichmüller

Organisation der Arbeitsdienstpflichtigen im NS-Staat

Aufmarsch des Reichsarbeitsdienstes bei der Eröffnungsfeier der Reichskleinsiedlung am Hart, 8.9.1935 | Stadtarchiv München, NSF-04129, Foto: Heinz W. Valérien

1935 führte der NS-Staat per Gesetz eine Arbeitsdienstpflicht für Jugendliche ab 18 (bis 25) Jahren ein. Zu diesem „Ehrendienst am deutschen Volke“ wurde allerdings zunächst nur die männliche Jugend verpflichtet, für die weibliche blieb er bis 1939 freiwillig. Die Dauer dieses anfangs vor allem auch zur Überwindung der Arbeitslosigkeit dienenden Reichsarbeitsdienstes wurde auf sechs Monate festgelegt. Abzuleisten war er bei den Männern in Einheiten von 150 bis 200 Personen, die in Lagern zusammengefasst waren und vor allem für land- und forstwirtschaftliche Kultivierungsmaßnahmen, Infrastruktur- oder Siedlungsprojekte eingesetzt wurden. Organisatorisch war der RAD dem Reichsinnenministerium angegliedert, an seiner Spitze stand der 1934 von Hitler ernannte Reichsarbeitsführer Konstantin Hierl. Die personelle Stärke wuchs zwischen 1934 und 1939 von 220.000 auf 350.000 Mann.

Nach dem Gesetz von 1935 war es Ziel des RAD, „die deutsche Jugend im Geiste des Nationalsozialismus zur Volksgemeinschaft und zur wahren Arbeitsauffassung, vor allem zur gebührenden Achtung der Handarbeit“ zu erziehen (Seifert, S. 105). Neben der erzieherischen hatte der Arbeitsdienst aber vor allem auch eine militärische Komponente. Disziplin, Unterordnung und Drill spielten eine wichtige Rolle und bereiteten die jungen Männer auf den Kriegseinsatz vor.

Mit Kriegsbeginn wurde die Arbeitsdienstpflicht dann auf weibliche Jugendliche ausgedehnt. Ihr Einsatzgebiet lag vor allem im sozialen Bereich und in der Landwirtschaft. Die Arbeitsdienstmänner unterstützten nun vielfach direkt die Kriegsanstrengungen zum Beispiel als Bau- und Instandsetzungstrupps von Wehrmachtseinheiten oder bei der Luftabwehr. Nach Ablauf ihrer Dienstpflicht wurden die meisten umgehend zum Militär eingezogen. Regional war der RAD in ‚Arbeitsgaue‘ gegliedert. Der ‚Arbeitsgau XXX Bayern-Hochland‘ hatte seinen Sitz in München in der Lindwurmstraße 23/25. Vor den Toren der Stadt, im Forstenrieder Park, befand sich ein größeres RAD-Lager (RAD-Abteilung 6/301).

Quellen

Patel, Kirian Klaus: Arbeitsdienste in Deutschland und den USA, 1933-1945, Göttingen 2003.
Seifert, Manfred: „Ehrendienst am deutschen Volke“ und „Schule der Volksgemeinschaft“ - Der Reichsarbeitsdienst (RAD), in: Becker, Stephanie/Studt, Christoph (Hg.): „Und sie werden nicht mehr frei sein ihr ganzes Leben“. Funktion und Stellenwert der NSDAP, ihrer Gliederungen und angeschlossenen Verbände im „Dritten Reich“, Berlin 2012, S. 105-140.

Empfohlene Zitierweise

Andreas Eichmüller: Reichsarbeitsdienst (RAD) (publiziert am 13.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/reichsarbeitsdienst-rad-676