Prinz Rupprecht von Bayern rückte 1886 in die direkte Erbfolge des Königshauses auf, nachdem König Ludwig II. kinderlos verstorben war. Als sein Vater Ludwig III. 1913 in Nachfolge von Prinzregent Luitpold den Thron bestieg, wurde Rupprecht zum Kronprinzen ernannt. Zu diesem Zeitpunkt hatte er eine glänzende Militärkarriere absolviert. Im Ersten Weltkrieg übernahm er deshalb einen Armeeoberbefehl. 1916 erhielt er das Kommando über die neugebildete Heeresgruppe Kronprinz von Bayern. Dabei überdachte der Thronfolger mehr und mehr seine anfängliche Zustimmung zu weitreichenden Eroberungsplänen und plädierte spätestens ab 1917 für einen Kompromissfrieden.
Die befürchtete Niederlage im Herbst 1918 markierte dann einen biographischen Einschnitt: Durch den Sturz der Monarchie verlor Rupprecht seine politische Stellung und musste sich ins Privatleben zurückziehen. Die immer noch zahlreichen Anhänger*innen eines bayerischen Königtums sahen in ihm jedoch weiterhin den nächsten Herrscher und konnten aufgrund eines zunehmend rechtsgerichteten Klimas im Freistaat ab 1920 ihre Überzeugung auch wieder offen vertreten. Rupprecht fungierte in diesem Umfeld weiterhin als politische Autorität, wobei er sich nicht immer klar von nationalistischen Positionen distanzierte. Dabei hielt sich der Kronprinz allerdings von tagespolitischen Debatten sowie unrealistischen Restaurationsplänen fern und festigte somit sein Ansehen in großen Teilen der Bevölkerung.
Einige bayerische Spitzenpolitiker*innen erwogen im Februar 1933, Rupprecht zum König auszurufen, um die drohende Machtübernahme der NSDAP zu verhindern. Der offenbar auch von Teilen der SPD unterstützte Plan kam jedoch nicht zur Ausführung. Von den neuen Machthabern fortan misstrauisch beäugt, musste sich der Kronprinz jetzt immer mehr aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Nach Kriegsausbruch entschloss er sich zur Ausreise nach Italien und entging dort 1944 nur mit Glück der Verhaftung durch die deutschen Besatzer. Da sich die Hoffnung auf eine aktive politische Rolle auch in der Folge nicht realisierte, übernahm der frühere Thronanwärter in der Nachkriegszeit wieder seine alte Stellung als geachtete Integrationsfigur Bayerns.