Adolf Salberg GmbH

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Verfasst von Andreas Eichmüller

In Besitz einer jüdischen Familie befindliche Münchner Galanteriewarenhandlung

Das Galanteriewarengeschäft Adolf Salberg GmbH nach Zerstörung und Inbrandsetzung, 10.11.1938 | Bayerische Staatsbibliothek, hoff-69228

Das von dem jüdischen Kaufmann Adolf Salberg Anfang des 20. Jahrhunderts gegründete Handelsgeschäft für Lederwaren, Modeaccessoires und Souvenirs hatte seinen Hauptsitz in Köln. Daneben bestanden Filialen in mehreren deutschen Großstädten und auch in Belgien. Die Münchner Zweigstelle in der Neuhauser Straße 30 (heute 39) wurde 1910 eröffnet. Anfang der 1930er-Jahre hatte Adolf Salberg, der 1932 67-jährig verstarb, die Geschäftsführung seinen beiden Töchtern Edith und Ilse und deren Ehemännern übergeben.

Als erfolgreiche Warenhauskette, die ihr Geschäft unter anderem mit günstiger Saisonware machte, war die Firma den Nationalsozialisten besonders verhasst. Alle deutschen Filialen waren deshalb Anfang April 1933 Ziel der nationalsozialistischen Boykottaktion gegen jüdische Geschäfte. Trotz aller Schikanen konnte sich die Firma zunächst behaupten. Die Münchner Zweigstelle beschäftigte Anfang 1938 noch 15 Angestellte. In diesem Jahr verschärfte sich aber das Vorgehen gegen das Unternehmen dramatisch. Geschäftsführer Paul Nordschild, Ehemann von Edith, wurde in Wiesbaden von Nationalsozialisten überfallen und kurz darauf tot in seiner Badewanne aufgefunden; die offiziell angegebene Todesursache Selbstmord bezweifelte die Familie. Die kunstinteressierte und als Fotografin tätige Ilse war schon 1936 nach Frankreich emigriert, von wo aus sie 1941 in die Schweiz floh.

Am 28.9.1938 wurden die Schaufenster der Münchner Filiale mit antisemitischen Plakaten (u.a. „Die Juden sind unser Unglück“) zugeklebt, die aber nach Rücksprache mit der Gestapo wieder entfernt wurden. Bereits drei Monate zuvor hatte es eine ähnliche Aktion gegen die Berliner Zweigstelle der Firma gegeben. Während des Pogroms vom 9./10.11.1938 schließlich wurden die Geschäftsräume der Salberg GmbH in München wie auch der meisten anderen Filialen verwüstet, die Geschäfte zwangsweise geschlossen und unter Verwaltung der Deutschen Arbeitsfront (DAF) gestellt. Anschließend erfolgte unter Lenkung des Regierungspräsidiums Köln und mit Billigung des Reichswirtschaftsministeriums eine Überführung der Gesamtfirma in „arischen“ Besitz.


Empfohlene Zitierweise

Andreas Eichmüller: Salberg GmbH (publiziert am 05.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/salberg-gmbh-726