Theater am Platzl

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Verfasst von Elisabeth Kraus

Bühne für Volksgesang und Komik

Das Theater am Platzl befand sich in einem 1888 zu einem großen Saal umgebauten und aufwändig ausgestatteten Restaurant mit ca. 600 Sitzplätzen. Von 1906 bis zu seiner Schließung 1994 bot diese Gast- und Theaterstätte Volkssänger*innen und sogenannten Komiker*innen, von denen man in München vor dem Ersten Weltkrieg an die 800 zählte, eine Bühne. Bauernstücke und Couplets, Ausstattungsrevuen und Operetten bildeten das Repertoire. Seit 1907 dort als Komödiant, Musiker und Volksschauspieler engagiert, wurde Ferdinand Weisheitinger unter seinem Bühnennamen „Weiß Ferdl“ schon einige Jahre später Direktor des Theaters.

Als früher Sympathisant der NS-Bewegung trat er in den 1920er-Jahren häufig in Versammlungen und bei Unterhaltungsabenden der NSDAP auf. Zu Beginn der NS-Zeit genoss das Theater noch „eine gewisse – wenn auch beschränkte – politische Narrenfreiheit“ (Oelwein, S. 64). Nach der kriegsbedingten Schließung Anfang September 1944 öffnete das Haus bereits im Juli 1945 wieder und wurde in der Nachkriegszeit von so bekannten bayerischen Schauspielern und Originalen geleitet wie Michl Lang oder Ludwig Schmid-Wildy. Heute ist das Platzl ein Vier-Sterne-Hotel im bayerischen Stil.

Quellen

Habel, Heinrich/Hallinger, Johannes/Weski, Timm: Denkmäler in Bayern. Landeshauptstadt München Mitte, Bd. 2, München 2009.
Oelwein, Cornelia: Das Münchner Platzl. Lebensfreude im Quadrat. Die Geschichte eines traditionsreichen Münchner Quartiers, München 2003.
Sackett, Robert Eben: Popular Entertainment, Class, and Politics in Munich, 1900-1923, London 1982.

Empfohlene Zitierweise

Elisabeth Kraus: Theater am Platzl (publiziert am 17.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/theater-am-platzl-833