Das privat finanzierte Hamburger Institut für Sozialforschung entwickelte im Rahmen seines Programms ‚20 Tage im 20. Jahrhundert‘ Anfang der 1990er-Jahre eine Wanderausstellung unter dem Titel „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“. Darin wurden Verbrechen der Wehrmacht exemplarisch, am Beispiel der 6. Armee im Krieg gegen die Sowjetunion, der Massenmorde der 707. Infanteriedivision in Weißrussland und der Beteiligung der Wehrmacht an der Ermordung der serbischen JUden*Jüdinnen dargestellt. Ein weiterer Themenbereich widmete sich der Wahrnehmung der Wehrmacht in der Bundesrepublik. Die Ausstellung dokumentierte mit Akten und Fotografien Verbrechen von Heereseinheiten; sie wurde in erster Linie von Hannes Heer, Bernd Boll, Walter Manoschek und Hans Safrian konzipiert. Die Eröffnung erfolgte am 5. März 1995 in Hamburg, anschließend wurde sie in 34 deutschen und österreichischen Städten gezeigt. Etwa 900.000 Menschen besuchten die Wanderausstellung.
Auf der Basis eines Vertrages zwischen dem Hamburger Institut für Sozialforschung und dem Kulturreferat der Stadt München wurde die Ausstellung vom 25. Februar bis 6. April 1997 in der Galerie des Münchner Rathauses gezeigt. 88.400 Besucher*innen, mehr als in jeder anderen Stadt, darunter allein 200 Schulklassen, sahen die Wehrmachtsausstellung in München. Bis dahin hatte es vor allem lokale und regionale Kontroversen um die Inhalte der Ausstellung gegeben. In München entzündete sich dann eine bundesweite Debatte, nicht zuletzt in Folge der Aktion des CSU-Landtagsabgeordneten Peter Gauweiler, der in 300.000 Postwurfsendungen an Münchner Haushalte die Ausstellung massiv kritisierte. Zudem wurde in München die größte, von Rechtsextremen dominierte Protestdemonstration veranstaltet. Den Höhepunkt der politischen Diskussion markierte die Aktuelle Stunde des Bundestages am 13.3.1997, die dem Thema gewidmet war.
Auch aus der Geschichtswissenschaft kam zunehmend Kritik an der Ausstellung, so seien zahlreiche Aussagen der Ausstellungstexte zu pauschalisierend und zu plakativ. 1999 spitzte sich diese Kritik zu, als die Historiker Bogdan Musial und Krisztián Ungváry nachwiesen, dass einige Bildunterschriften in der Ausstellung fehlerhaft oder unzulänglich waren und sogar einige Verbrechen der sowjetischen Geheimpolizei als Wehrmachtsverbrechen deklariert wurden.
Darauf hin wurde die Ausstellung Ende 1999 vom Hamburger Institut für Sozialforschung zurückgezogen und eine neue, noch größere Ausstellung zu Verbrechen der Wehrmacht konzipiert, die von 2001 bis 2004 in vielen Städten gezeigt wurde und auf positives öffentliches Interesse stieß. Insgesamt hatten die erste ‚Wehrmachtausstellung‘ und die durch sie ausgelösten Debatten erhebliche Auswirkungen auf die deutsche und österreichische Erinnerungskultur und haben – trotz aller Schwächen – dazu beigetragen, eine unkritische Rezeption der Wehrmacht öffentlich in Frage zu stellen. Sie waren auch Anlass dazu, die Geschichte der Wehrmacht erneut einer geschichtswissenschaftlichen Untersuchung zu unterziehen.