Joseph Winter (1891 Siebnach – 16.6.1945 im befreieten Lager Bergen-Belsen)

Biografien
Verfasst von Sarah Grandke

Verfolgter Sinto, Händler und Kaufmann in München

Joseph Winter und seine Frau Barbara lebten, bevor sie 1942 nach München zogen, in Augsburg. Das Händlerehepaar hatte zwei Söhne. Der jüngste war jedoch schon im Kindesalter gestorben. Die Familie Winter wurde im März 1943 inhaftiert und wenige Tage später in das ‚ZigeunerlagerAuschwitz-Birkenau deportiert. Ihr gesamter Besitz wurde konfisziert. Im Lager litten die Häftlinge an Unterernährung, Zwangsarbeit und den völlig unzulänglichen hygienischen Zuständen. Barbara Winter starb schon wenige Wochen nach der Ankunft im ‚Zigeunerlager‘. Ende Oktober 1943 wurde der 26-jährige Sohn Julius Winter in der chirurgischen Abteilung des KZ untersucht und vermutlich auch operiert. Er starb wenig später.

Joseph Winter wurde 1944 ins KZ Buchenwald transportiert, wo er zunächst im Außenlager Mittelbau-Dora und später in Harzungen schwerste Zwangsarbeit leisten musste. Zum Schutz vor Bombenangriffen sollte die Produktion der Junkers Flugzeug- und Motorenwerke in unterirdische Stollen verlegt werden. Der Transport und die schwere Arbeit hatten Joseph Winter derart geschwächt, dass er einige Tage im Häftlingskrankenbau verbringen musste. Nach seiner Entlassung wurde er sofort wieder zur Schwerstarbeit eingeteilt. Im Februar 1945 wurde das Außenlager Harzungen geräumt. Zusammen mit über 4000 Häftlingen wurde Joseph Winter vermutlich mit der Bahn ins KZ Bergen-Belsen gebracht. Britische Truppen befreiten das Lager am 15.4.1945. Nach nur wenigen Wochen in Freiheit verstarb Joseph Winter am 16.6.1945 in Bergen-Belsen an den Folgen der Haft.

Quellen

Arolsen Archives, Korrespondenzakte T/D: 282 111; Individuelle Unterlagen Joseph Winter, Mittelbau, 1.1.27.2/2754443-2754446/ ITS Digital Archive; Individuelle Unterlagen Josef Winter, Buchenwald, 1.1.5.3/7424116-7424120/ITS Digital Archive.
Państwowe Muzeum Auschwitz-Birkenau Oświęcim, Datenbankzugriff 5.8.2013.
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Entschädigungsakte LEA 40047.
Stadtarchiv München, Einwohnermeldekartei (Joseph Winter).
Wagner, Jens-Christian: Harzungen („Hans“, Mittelbau III), in: Benz, Wolfgang/Distel, Barbara (Hg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Bd. 7, München 2009, S. 310-312.

Empfohlene Zitierweise

Sarah Grandke: Winter, Joseph (publiziert am 08.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/winter-joseph-893