München war nach dem Ersten Weltkrieg und der gescheiterten Revolution für Adolf Hitler das ideale Testgelände für seine judenfeindliche Politik. Hier traf er auf eine Justiz, die auf dem rechten Auge blind war, auf einen Nationalsozialisten als Polizeipräsidenten, auf Politiker*innen, die aus ihren antisemitischen Anschauungen keinen Hehl machten und auf ein Bürgertum, das zu einem großen Teil stramm antidemokratisch gesinnt war. Jüdische Bürger*innen wurden in München auf der Straße misshandelt, Nationalsozialisten verhinderten die Aufführung des Films Nathan der Weise in den Münchner Kinos, und auf der Straße war die Rede von der Pogromstimmung. Bereits im Juni 1923 nannte Thomas Mann München die ‚Stadt Hitlers‘. In der späteren ‚Hauptstadt der Bewegung‘ begann nicht nur die politische Karriere Adolf Hitlers, hier wurde auch der Krieg gegen die Juden geprobt. Die antijüdische Stimmung zu Beginn der zwanziger Jahre kulminierte mit den Ausschreitungen während des Hitler-Putsches in der Nacht vom 8. auf den 9. November 1923, als jüdische Bürger*innen wahllos aus ihren Betten gezerrt und misshandelt wurden.
Das Projekt Wo es begann von Studierenden der Abteilung für Jüdische Geschichte und Kultur an der Ludwig-Maximilians-Universität und dem NS-Dokumentationszentrum München will mit einer Plakataktion zeigen, dass der Antisemitismus in der bayerischen Landeshauptstadt lange vor dem 30. Januar 1933 bedrohliche Ausmaße angenommen hatte. Die Plakate sind vom 1. bis zum 11. November 2019 auf zwei Litfaßsäulen am Münchner Odeonsplatz zu sehen. Flankiert wird das Projekt durch eine Internetpräsenz.