Diskussion

NSU-Aufarbeitung mit staatlicher Unterstützung? Diskussion zu den aktuellen Planungen für ein Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex

12. Dez 2023 | 19.00 Uhr

Mit
Mandy Boulgarides (Tochter von Theodoros Boulgarides)
Gavriil Voulgaridis (Bruder von Theodoros Boulgarides)
Jörg Buschmann und Dana Schlegelmilch (Mitautor*innen der Machbarkeitsstudie, RAA Sachsen e.V.)
Moderation: Tunay Önder (Public History München, Kulturreferat)

Ende 2021 hat die amtierende Bundesregierung die NSU-Aufarbeitung auf ihre Agenda gesetzt: Laut Koalitionsvertrag will sie ein Dokumentationszentrum und einen Erinnerungsort zum NSU-Komplex unterstützen. Zudem will sie ein Archiv zu Rechtsterrorismus auf den Weg bringen. Ähnliche Initiativen gibt es auf Landesebene in Thüringen und Sachsen.

Dass die Forderungen nach einer NSU-Aufarbeitung aufgenommen wurden, ist das Ergebnis der langjährigen Aktivitäten eines breiten bundesweiten Aufarbeitungsnetzwerks, das sich zuletzt hinter der Losung „Kein Schlussstrich!“ versammelt hat. Mit unterschiedlichen Ansätzen hat dieses Netzwerk Aufklärung vorangebracht. Die Rolle der staatlichen Institutionen bleibt in diesem Feld hingegen mehr als zweifelhaft. Gerade deswegen stellt sich die Frage: Wie gehen wir als Aktive des Aufarbeitungsnetzwerks damit um, dass der Staat plötzlich Aufklärung institutionell absichern will?

Im Rahmen eines Projektes in Sachsen ist eine Konzeptions- und Machbarkeitsstudie für ein Dokumentationszentrum entstanden, das die Betroffenen einbezieht. Gleichzeitig wurde ein Vorschlag entwickelt, wie das dezentrale bundesweite Aufarbeitungsnetzwerk gestärkt werden kann. Die beiden Mitautor*innen der Studie Dana Schlegelmilch und Jörg Buschmann (RAA Sachsen e.V.) werden die Eckpunkte des Konzepts vorstellen und im Gespräch mit Mandy Boulgarides und Gavriil Voulgaridis diskutieren: Welche Chancen bieten sich in Sachsen und bundesweit? Was braucht es, damit Aufarbeitung und Gedenken lokal und regional verstetigt werden können? Welche Erwartungen gibt es an die Politik, aber auch an Akteur*innen der Aufarbeitung?