Quellen
McDonough, Frank: Hitler, Chamberlain and appeasement, Cambridge 2002.
Hyde, Montgomery: Neville Chamberlain. Der glücklose Staatsmann, München 1985.
Eintritt frei
Britischer Premierminister; Unterzeichner des Münchner Abkommens
Neville Chamberlain war Sohn des britischen Politikers Joseph Chamberlain und Halbbruder von Austen Chamberlain, dem britischen Außenminister und Friedensnobelpreisträger. Von 1890 bis 1897 war er Sisalpflanzer auf den Bahamas, ab 1897 arbeitete er als Fabrikant in Birmingham. Erst 1911 schlug er als Stadtrat von Birmingham – 1915/1916 auch als dessen Bürgermeister – eine politische Laufbahn ein.
Während des Ersten Weltkriegs war er kurz Minister für den nationalen Arbeitsdienst, scheiterte aber mit seinem Plan einer allgemeinen Dienstpflicht am Widerstand der Gewerkschaften. 1918 wurde er für die Konservative Partei ins britische Unterhaus gewählt. Von 1922 bis 1923 war er Postminister Großbritanniens (Postmaster General), 1923 Generalzahlmeister, von 1923 bis 1931 (mit Unterbrechungen) Gesundheitsminister und von 1923 bis 1924 sowie von 1931 bis 1937 Schatzkanzler.
Am 27.5.1937 wurde er zum Premierminister Großbritanniens ernannt und versuchte mit seiner Appeasement-Politik (Beschwichtigungspolitik) einen erneuten Krieg in Europa zu verhindern. So war Chamberlain wesentlich am ‚Münchner Abkommen‘ beteiligt, das zur deutschen Annexion des sogenannten Sudetenlands und schließlich zur Zerschlagung der Tschechoslowakei führte. Erst nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Prag am 15.3.1939 ließ Chamberlain Großbritannien massiv aufzurüsten, führte die allgemeine Wehrpflicht ein und schloss Garantieverträge mit Polen, Griechenland, Rumänien und der Türkei. Zwei Tage nach dem Angriff auf Polen, am 3.9.1939, erklärte die Regierung Chamberlain Deutschland den Krieg.
Chamberlains frühere Appeasement-Haltung sowie die anfänglichen Niederlagen im Zweiten Weltkrieg zwangen ihn am 10.5.1940, dem Tag, an dem Hitler den Krieg im Westen begann, zum Rücktritt. Winston Churchill wurde sein Nachfolger. Chamberlain wurde Vorsitzender des Staatsrats und unterstützte als solcher Churchills Politik. Er starb im November 1940 an Darmkrebs.
McDonough, Frank: Hitler, Chamberlain and appeasement, Cambridge 2002.
Hyde, Montgomery: Neville Chamberlain. Der glücklose Staatsmann, München 1985.