Zweiter Weltkrieg

Thema
Verfasst von Dieter Pohl

Globaler Konflikt von 1939 bis 1945

Der Zweite Weltkrieg geht auf die imperialen Bestrebungen des nationalsozialistischen Deutschland, des kaiserlichen Japan und des faschistischen Italien zurück. Während der Weltwirtschaftskrise entwickelten alle drei Mächte Großraumkonzeptionen, die die Eroberung bzw. Beherrschung von riesigen Territorien zum Ziel hatten, die teilweise als ‚Lebensraum‘ bezeichnet wurden. Dies galt für Hitlers Vorstellung einer Eroberung weiter Teile der Sowjetunion, für die japanische ‚Gemeinsame großostasiatische Wohlstandssphäre‘, eine Expansionskonzeption für China und Südostasien, und Mussolinis ‚mare nostrum‘-Konzepte, Pläne zur Beherrschung des Mittelmeerraumes und des Horns von Afrika.

Obwohl diese Expansionspolitik zunächst 1931/32 von Japan und dann 1935 von Italien begonnen wurde, war Hitlers Bündnis- und Kriegspolitik von entscheidender Bedeutung für die Entfesselung eines globalen Krieges. Vom Antikominternpakt von 1936 über den deutsch-italienischen Stahlpakt 1939 bis zum Dreimächtepakt 1940 wurde ein lockeres Bündnis der ‚Achse‘, das ‚weltpolitische Dreieck Berlin - Rom – Tokio‘, geschaffen. Ursprünglich gedachte Hitler den europäischen Krieg zunächst mit Billigung Großbritanniens gegen die Tschechoslowakei zu führen, wendete sich aber nach der Sudetenkrise und der Besetzung Böhmen und Mährens 1938/39 gegen Polen.

Nach dem deutschen Angriff auf Polen am 1.9.1939 traten Großbritannien und Frankreich zwei Tage später in den Krieg ein. Durch die Einbeziehung der Kolonien und Dominions zeichnete sich bereits eine globale Auseinandersetzung ab. Deutsche Truppen eroberten 1939 die Westhälfte Polens, die Sowjetunion vereinnahmte – nach den geheimen Absprachen im Hitler-Stalin-Pakt – den Ostteil des Landes und griff im Dezember Finnland an. Die Wehrmacht besetzte im April 1940 Dänemark und Norwegen, im Mai/Juni 1940 die Niederlande, Belgien und weite Teile Frankreichs; der Plan einer Besetzung Großbritanniens wurde im Herbst 1940 aufgegeben. Der italienische Angriff auf Ägypten 1940 wurde seit Januar 1941 von deutschen Truppen unterstützt, im März 1941 eroberten beide Länder Jugoslawien und Griechenland. Der einzige geplante deutsche ‚Blitzkrieg‘ gegen die Sowjetunion ab Juni 1941 scheiterte bereits nach einigen Monaten, statt dessen dauerte der Krieg weitere vier Jahre an.

1940/41 formierte sich das Lager der Alliierten, zu dem Stalin im Sommer 1941 ebenfalls übertrat. Durch den japanischen Überfall auf den US-Flottenstützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii und die deutsche Kriegserklärung an die USA im Dezember 1941 weitete sich der Konflikt endgültig global aus.

Die ‚Achse‘ erlitt ihre ersten Niederlagen bereits im Mai 1941 am Horn von Afrika, im November 1942 zeichnete sich die endgültige Wende in Nordafrika (El Alamein) und in der Sowjetunion (Stalingrad) ab. Die deutsch-italienischen Truppen in Nordafrika kapitulierten im Mai 1943. Für die Versorgung Großbritanniens war auch die deutsche Niederlage beim U-Boot-Krieg im Atlantik 1943 von großer Bedeutung. Die japanischen Streitkräfte mussten im Juni 1942 die Niederlage von Midway hinnehmen, und wurden allmählich von den pazifischen Inseln zurückgedrängt, konnten sich auf dem asiatischen Festland (mit Ausnahme Birmas) jedoch bis Kriegsende halten.

Die westalliierten Landungen auf Sizilien (Juli 1943) und in der Normandie (Juni 1944), aber auch die sowjetischen Offensiven bei Kursk 1943 und im Sommer 1944 im Mittelabschnitt der Front waren wichtige Stationen bei der langwierigen Rückeroberung Europas. Im Oktober 1944 erreichten alliierte Truppen im Westen und im Osten das Gebiet des Deutschen Reiches, das bis Mai 1945 erobert wurde. Die deutsche Führung kapitulierte am 8./9.5.1945, die japanische am 2.9.1945, nachdem die Rote Armee die Mandschurei erobert und zwei amerikanische Atombomben die Städte Hiroshima und Nagasaki zerstört hatten. Die Niederlage der Achse war vor allem auf die Ressourcenknappheit ihrer Herrschaftsbereiche zurückzuführen; seit Ende 1942 warfen die USA ihr überragendes Potential in die Waagschale. Mit den begrenzten militärischen Ressourcen der Achsenmächte konnte ein Mehrfrontenkrieg nicht auf Dauer geführt werden. Zudem waren die Achsenregime nicht bereit, den Krieg durch Verhandlungen zu beenden.

Der Zweite Weltkrieg war der größte und blutigste Konflikt der Weltgeschichte, etwa 110 Mio. Soldaten wurden mobilisiert, 62 Länder nahmen offiziell am Krieg teil, auch die Kolonien wurden durch Personalrekrutierungen und wirtschaftliche Ausbeutung stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Staaten der Achse beherrschten zeitweise riesige Territorien mit etwa 700 Mio. Einwohnern, nahezu ein Drittel der Menschheit. In einem präzedenzlosen Ausmaß wurden die Einwohner*innen der kriegführenden Länder in das Geschehen involviert, an den ‚Heimatfronten‘, durch den Luftkrieg und in den Besatzungsgebieten. Insbesondere der deutsche Krieg in Osteuropa, teilweise aber auch der japanische Krieg in China war von extremen Verbrechen begleitet. Insgesamt starben im Zweiten Weltkrieg etwa 60 bis 70 Mio. Menschen, davon 35 bis 40 Mio. in Europa.

Grundsätzlich war München ähnlich vom Zweiten Weltkrieg betroffen wie andere deutsche Großstädte auch, allerdings geriet die bayerische Landeshauptstadt erst relativ spät ins Visier des alliierten Bombenkrieges. Die Bevölkerungszahl wurde durch Rekrutierungen und Evakuierung, vor allem ab Mitte 1943 deutlich reduziert, im Mai 1945 lebten nur noch 550.000 der ursprünglich 830.000 Einwohn*innen in der Stadt. 150.000 bis 180.000 Männer aus München kamen zur Wehrmacht, 22.000 von ihnen fielen an den Fronten, weitere 11.000 galten als vermisst. Typisch für deutsche Großstädte waren auch die Warenknappheit, die Nahrungsmittelbewirtschaftung und die Entwicklung des Schwarzmarkts. Die Rüstungswirtschaft konzentrierte sich bei den BMW-Flugmotorenwerken, aber auch viele andere Betriebe produzierten für den Krieg.

Insgesamt mussten etwa 120.000 ausländische Personen Fremd- und Zwangsarbeit in München verrichten, in der zweiten Kriegshälfte auch in Außenlagern des Konzentrationslagers Dachau innerhalb Münchens. Von den zu Kriegsbeginn noch etwa 4000 Münchner Juden*üdinnen wurden die meisten ins besetzte Osteuropa deportiert und dort ermordet, ebenso fielen Hunderte Münchner Psychiatrieinsass*innen den Morden in der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar zum Opfer. Seit der Jahreswende 1943/44 wurde das öffentliche Leben in München stark eingeschränkt. München wurde 74 mal von der alliierten Luftwaffe angegriffen, hierbei starben 6600 Menschen und 15.800 wurden verwundet, etwa 90 % der historischen Altstadt wurden zerstört. Am Nachmittag des 30.4.1945 rückten Truppen der US-Army in München ein, damit war der Krieg hier beendet.

Quellen

Erker, Paul: Die Stadt im Krieg, in: Bauer, Richard/Hockerts, Hans Günter/Schütz, Brigitte/Till, Wolfgang/Ziegler, Walter (Hg.), München - „Hauptstadt der Bewegung“, München 2002, S. 454-463.
Klee, Katja: „Man hat halt immer damit rechnen müssen, daß ein Fliegerangriff kommt“. Münchnerinnen im Luftkrieg 1939 – 1945, in: Krafft, Sybille/Böck, Christina (Hg.): Zwischen den Fronten. Münchner Frauen in Krieg und Frieden 1900 - 1950, München 1995, S. 234-253.
Klee, Katja: Im „Luftschutzkeller des Reiches“. Evakuierte in Bayern 1939 – 1953. Politik, soziale Lage, Erfahrungen, München 1999.
Richardi, Hans-Günter: Bomber über München. Der Luftkrieg 1939 bis 1945, dargestellt am Beispiel der „Hauptstadt der Bewegung“, München 1992.
Süß, Dietmar: Krieg, Kommune Katastrophe - München 1944, in: Bayerische Landeszentrale für Politische Bildung (Hg.), Schlüsseljahr 1944, München 2007, S. 1-13.
Weinberg, Gerhard L.: Eine Welt in Waffen. Die globale Geschichte des Zweiten Weltkriegs, Stuttgart 1995.

Empfohlene Zitierweise

Dieter Pohl: Zweiter Weltkrieg (publiziert am 13.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/zweiter-weltkrieg-923