Quellen
Oberösterreichisches Landesarchiv, Wagner-Jauregg KH, Krankenakte Dr. Friedrich Crusius, Stammnummer 15859.
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, MK 32294 (Personalakte).
Eintritt frei
Opfer der NS-“Euthanasie“
Friedrich Crusius wurde 1897 in Tübingen geboren, der Vater, Otto Crusius, war Professor an der dortigen Universität. Die Familie zog im Jahr 1903 nach München, da der Vater an der Ludwig-Maximilians-Universität den Lehrstuhl für Klassische Philologie übernahm. Friedrich Crusius ging hier zur Schule und studierte nach dem Abitur zunächst zwei Semester Philosophie, bevor er zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Nach dem Krieg beendete er sein Studium, in welchem er seine spätere Frau Dorothea kennenlernte, und wurde in Klassischer Philologie promoviert. Das Ehepaar bekam zwei Kinder. Crusius arbeitete fortan als Gymnasiallehrer in Ingolstadt.1935 wegen eines Nervenzusammenbruchs zunächst krank geschrieben, erhielt er wenig später die Diagnose Schizophrenie. Die Behandlung erfolgte in privaten Kuranstalten, der psychiatrischen Abteilung des Schwabinger Krankenhauses und der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar. Dem damaligen Kenntnisstand entsprechende Heilmethoden wie Insulinkomata und Krampfschocks erbrachten keine Besserung.
Am 24.10.1940 wurde Friedrich Crusius im Rahmen der Aktion T4 in die Zwischenanstalt Niedernhart der Tötungsanstalt Hartheim in Oberösterreich deportiert. Wahrscheinlich aufgrund eines Schreibens seiner Frau vom 26.10.1940 an die Direktion der Anstalt, in dem sie ihre Verwandtschaft mit Rudolf Heß erwähnte und sich dadurch Vorteile für ihren Mann erhoffte, gehörte er zu den Einzelfällen einer Rückstellung von der Verbringung in die Tötungsanstalt Hartheim. Crusius starb am 8.3.1941 in der Heil- und Pflegeanstalt Niedernhart-Linz „nach mehreren Tagen hohen Fiebers unter den Zeichen akuter Kreislaufschwäche“ (OÖLA, Krankenakte Dr. Crusius, Nr. 15859) in der Abteilung von Dr. Lonauer. Alle Umstände sprechen dafür, dass Crusius gezielt zu Tode gebracht wurde.
Fast 25 Jahre später fasste sein Bruder Otto Crusius die Erinnerungen an den Bruder in einem Brief an die Tochter Marie-Luise zusammen: „Er [wurde] als „lebensunwertes Leben“ [...] ausgelöscht“. Dies war der Familie sehr wohl bewusst. Dennoch wurde bis nach dem Tod seiner Ehefrau und seiner Kinder kein Wort über Friedrich Crusius verloren.
Oberösterreichisches Landesarchiv, Wagner-Jauregg KH, Krankenakte Dr. Friedrich Crusius, Stammnummer 15859.
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, MK 32294 (Personalakte).