Quellen
Archiv des Bezirks Oberbayern München, Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar, Patientenakten Nr. 6950.
Eintritt frei
Bankbeamtin, Opfer der NS-“Euthanasie“
Maria H. (Pseudonym) wuchs mit ihrer Familie, zu der noch eine Schwester gehörte, in München auf. Als Kind war sie häufig krank. In der Schule lernte sie gut, besuchte anschließend eine Handelsfortbildungsschule und wurde Bankbeamtin. Die begeisterte Sportlerin ging in ihrer Freizeit gerne in die Berge. 1921 erkrankte sie erstmals ernsthaft und kam in die Psychiatrische Nervenklinik der Universität in der Nußbaumstraße. Dort wurde ein funktionelles Nervenleiden aufgrund von Erschöpfung diagnostiziert.
Die geliebten Bergtouren fielen ihr immer schwerer, beim Fensterputzen stürzte sie von der Leiter. In den folgenden Jahren musste sie immer wieder in die Klinik. Die Ärzte diagnostizierten Multiple Sklerose. Da sie sich zu Hause nicht mehr versorgen konnte, kam sie in ein Altersheim. Auch dort ging es ihr immer schlechter. Weil es keine andere Unterbringungsmöglichkeit mehr gab, wurde Maria H. am 1.7.1943 von der Nervenklinik in die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar verlegt.
Aus der lückenhaft geführten Krankengeschichte geht hervor, dass sich bei Maria H. schwere Wundliegegeschwüre entwickelten, doch sie versuchte, positiv zu bleiben: „Trotz des desolaten Zustands ist die Stimmung noch immer hoffnungsvoll“ (BAObb, EH, Patientenakten Nr. 6950), schrieb der behandelnde Arzt. Vier Tage nach diesem Eintrag starb Maria H. an den Folgen von Unterernährung und Vernachlässigung.
Archiv des Bezirks Oberbayern München, Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar, Patientenakten Nr. 6950.