Karl Heilig (22.12.1913 Oppeln / Oberschlesien – vermutlich April/Mai 1945)

Biografien
Verfasst von Sarah Grandke

Als ‚Zigeuner‘ verfolgter Artist und Schausteller

Karl Heilig, vor 1943 | Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma

Der Schauspieler, Artist und Schausteller Karl Heilig wurde nach Kriegsbeginn in die Wehrmacht eingezogen, jedoch wie die Mehrheit der Sinti*zze und Rom*nja aufgrund seiner Herkunft bald aus dem Militär ausgeschlossen. Im März 1943 wurde er verhaftet, im Polizeigefängnis München festgehalten und wenige Tage später ins ‚Zigeunerlager‘ Auschwitz-Birkenau deportiert. Die Verhältnisse im Lager waren katastrophal. Viele Inhaftierte starben aufgrund von Hunger, Krankheit und der Zwangsarbeit. Karl Heilig musste zeitweise im Küchenkommando arbeiten, welches unter den Häftlingen als ‚gutes‘ Kommando galt, da dort u.a. Nahrungsmittel organisiert werden konnten und die Lagerinsassen während der Arbeit nicht der Witterung ausgesetzt waren.

Anfang August 1944 wurde das „Zigeunerlager“ in Auschwitz-Birkenau ‚liquidiert‘. 2897 Häftlinge, die als ‚nicht arbeitsfähig‘ galten, wurden in den Gaskammern ermordet. Karl Heilig sollte jedoch aufgrund seines Einsatzes bei der Wehrmacht „privilegiert“ behandelt werden. Er wurde als ‚arbeitsfähig‘ ins KZ Ravensbrück transportiert und im März 1945 weiter ins KZ Sachsenhausen gebracht. Wie zahlreiche andere dort inhaftierte Sinti*zze und Rom*nja wurde vermutlich auch Karl Heilig zwangssterilisiert. Am 23.3.1945 schickte er einen Brief an seine Angehörigen, in dem er schrieb, dass er entlassen und wieder als Soldat kämpfen werde. Auch die SS-Sondereinheit Dirlewanger hatte im März 1945 ehemalige KZ-Häftlinge eingezogen, so vermutlich auch Karl Heilig. Wahrscheinlich kam er in den letzten Kriegswochen bei Kampfhandlungen ums Leben.

Quellen

Arolsen Archives, Korrespondenzakte T/D-305709; Laboruntersuchungen/Küchenpersonal, Auschwitz, 1.1.2.1/553031/ITS Digital Archive; Nummernbuch/Männer, Ravensbrück, 1.1.35.1/3767340/ITS Digital Archive.
Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma Heidelberg, Auskunft vom 25.9.2013, 28.10.2013, 2.4.2014.

Empfohlene Zitierweise

Sarah Grandke: Heilig, Karl (publiziert am 09.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/heilig-karl-323