Krauss-Maffei

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Verfasst von Katja Klee

In München gegründete Maschinenfabrik; Rüstungsproduzent im Zweiten Weltkrieg

Krauss-Maffei Niederlassung in Allach, 1937 | Bayerisches Wirtschaftarchiv, F44/KM6

Die Anfänge der Maschinenfabrik Krauss-Maffei reichen bis in die Pionierzeit des Eisenbahnverkehrs in Bayern zurück. 1838 kaufte der begüterte Münchner Kaufmann Joseph Anton von Maffei das Eisenwerk Hirschau bei München zum Bau von Lokomotiven nach englischem Vorbild. Der Maschinenmeister Georg Krauß, der sich ebenfalls auf die Produktion von Lokomotiven spezialisiert hatte, gründete 1866 die Kommanditgesellschaft Lokfabrik Krauss & Comp. auf dem Marsfeld nahe dem Münchner Hauptbahnhof. Beide Firmen profitierten zunächst vom Ausbau des Eisenbahnwesens, ehe Auftragseinbrüche in den 1920er-Jahren und die Weltwirtschaftskrise die Lokomotivenfabrik Maffei in finanzielle Nöte brachten. 1931 wurde die Firma von Krauss & Comp. übernommen, die in den Jahren 1933 bis 1936 eine neue, moderne Fabrikanlage in München-Allach errichtete.

Die Hoffnungen der Firmenleitung, unter der NS-Regierung vor allem im Rüstungsbereich vermehrt Aufträge zu bekommen, erfüllten sich voll und ganz. Zeitgleich mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im Deutsche Reich am 15.3.1935 erhielt die Firma ihren ersten Großauftrag für die Wehrmacht. Die von der Deutschen Arbeitsfront (DAF) mehrmals als „NS-Musterbetrieb“ ausgezeichnete Krauss-Maffei AG (ab 1940) fertigte weiterhin Lokomotiven sowie geländegängige Halbkettenzugfahrzeuge zum Transport von Flakgeschützen und ab 1937 auch Panzer.

Den Höhepunkt ihrer Produktivität erreichte die Firma im Jahr 1942 mit einer Stammbelegschaft von mehr als 8.800 Mitarbeiter*innen, darunter mehrere tausend Zwangsarbeiter*innen und Kriegsgefangene, die unter katastrophalen Bedingungen in Barackenlagern in unmittelbarer Nähe des Allacher Werks untergebracht waren. Bei einer Besichtigung der Lager durch das Landesarbeitsamt Bayern am 20.11.1942 wurden gesundheitsgefährdende Zustände aufgrund unzureichender Ausstattung, miserabler hygienischer Verhältnisse und starker Verschmutzung festgestellt, die dazu führten, dass das Lager unter Verwaltung der DAF gestellt wurde. Repressalien und offene Gewalt von Vorgesetzten lösten einzelne Sabotageakte von sowjetischen Kriegsgefangenen aus, die brutal geahndet wurden. Ende 1943 stellte Krauss-Maffei die Lokomotivproduktion ein – die Herstellung anderer Rüstungsgüter hatte Vorrang –, und der Großteil der Belegschaft wurde zu BMW und anderen Betrieben mit kriegsnotwendiger Produktion umgesetzt. Dies ist auch der Grund dafür, dass bei Krauss-Maffei keine KZ-Häftlinge eingesetzt waren.

Nach dem alliierten Verbot der Rüstungsproduktion in den ersten Jahren nach 1945 konzentrierte sich Krauss-Maffei zunächst auf die Fertigung von Omnibussen. Mit der Wiederbewaffnung der Bundesrepublik ab 1955 wurde die Wehrtechnik reaktiviert. Die Firma wurde Generalunternehmer der Bundeswehr und liefert u.a. den bekannten „Leopard“-Panzer, heute unter der Firmenbezeichnung Krauss-Maffei Wegmann.

Quellen

Möhl, Friedrich: Hundert Jahre Krauss-Maffei München 1837-1937, München o.J. [1937].
Auer, Alois (Hg.): Krauss-Maffei. Lebenslauf einer Münchner Fabrik und ihrer Belegschaft. Bericht und Dokumentation von Gerald Engasser, Kösching 1988.
Nerdinger, Winfried (Hg.): Ort und Erinnerung. Nationalsozialismus in München, Salzburg u.a. 2006, S. 107.

Empfohlene Zitierweise

Katja Klee: Krauss-Maffei (publiziert am 31.01.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/krauss-maffei-461