München-Augsburger Abendzeitung

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Verfasst von Paul Hoser

Deutsch-nationale, republikfeindliche Münchner Tageszeitung (1912-1934),

Die Anfänge der Augsburger Abendzeitung lassen sich bis auf das Jahr 1676 zurückverfolgen. 1912 ließ der Verlag F. Bruckmann AG als damaliger Eigentümer den Sitz der nationalliberal orientierten Zeitung von Augsburg nach München verlegen, wo sie seit dem 2. Dezember den Titel München-Augsburger Abendzeitung führte. 1914 wurde Cajetan Freund Chefredakteur, der im Ersten Weltkrieg einen alldeutsch-nationalistischen Kurs einschlug. Auf Druck der militärischen Zensurbehörde wurde er deshalb am 27.11.1916 durch Friedrich Möhl ersetzt.

1920 wurde das Unternehmen verkauft. Die neue Eigentümergruppe bestand zu je einem Drittel aus dem Hugenbergkonzern und völkisch gesinnten Investoren, aus bayerischen Deutschnationalen und aus Männern, die der DVP verbunden waren und von bayerischen Banken und Unternehmen Geld erhalten hatten. Herausgeber wurde der am Kapp-Putsch beteiligte protestantische Pfarrer Gottfried Traub, Chefredakteur ab 31.3.1921 Eugen Mündler. Die Zeitung unterstützte Gustav von Kahr. Traub war zudem eng mit Ludendorff verbunden. Obwohl Hitler die Deutschnationalen attackierte, begegnete Traub ihm mit Sympathie. Der Hauptfeind waren für ihn die Sozialdemokraten. Auch die Weimarer Demokratie und ihre Politiker wurden immerzu verächtlich gemacht. Obwohl der antisemitische Verleger Julius Friedrich Lehmann Anteilseigner repräsentierte, vermied man Angriffe auf Juden*Jüdinnen.

Die Morde an separatistischen Politkern in der Pfalz wurden von Traub offen gebilligt. Gegenüber der Regierung Held war die Zeitung angesichts der Koalition der DNVP mit der BVP zurückhaltend, polemisierte aber gegen die Uniformverbote. 1932 trat sie für eine Koalition beider Parteien mit der NSDAP ein. An die Stelle Mündlers trat im September 1930 der Baltendeutsche Fred Ottow. Von 1928 bis 1931 war der spätere Reichspressechef der NSDAP, Dr. Otto Dietrich, Handelsredakteur. 1920 hatte die Zeitung noch eine Auflage von 48.000, 1933 betrug sie nur mehr 20.000. Da sie laufend Verluste machte, wurde sie Ende 1934 eingestellt.

Quellen

Hoser, Paul: Die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Hintergründe der Münchner Tagespresse zwischen 1914 und 1934. Methoden der Pressebeeinflussung, Frankfurt am Main u. a. 1990.

Empfohlene Zitierweise

Paul Hoser: München-Augsburger Abendzeitung (publiziert am 16.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/muenchen-augsburger-abendzeitung-568