Reichsluftschutzbund (RLB)

Organisationen
Verfasst von Katja Klee

NS-Organisation für den zivilen Luftschutz

Einlasskarte für den Luftschutzbunker an der Wilhelm-Tell-Straße, undatiert | Stadtarchiv München, ZS- 226-2-01

Im Zuge der sogenannten Gleichschaltung wurde am 29.4.1933 der „Reichsluftschutzbund e.V.“ (RLB) als zentrale Organisation für den zivilen Luftschutz geschaffen, in dem Vorläuferorganisationen aus der Weimarer Republik wie der Deutsche Luftschutzverband aufgingen. Der RLB unterstand Hermann Göring in seiner Funktion als Reichsminister für Luftfahrt und traf mit seinem Programm – Aufklärung der Bevölkerung über den Luftschutz und Durchführung von Selbstschutzmaßnahmen – auf breite Akzeptanz. Denn die „Gefahr aus der Luft“ war schon in den 1920er-Jahren ein viel besprochenes Thema, zumal der Versailler Friedensvertrag dem Deutschen Reich den Aufbau einer Luftflotte verboten hatte, während die Siegermächte des Ersten Weltkriegs zu dieser Zeit weiterhin Luftstreitkräfte besaßen.

Die Nationalsozialisten forcierten die Luftschutzpropaganda: Im August 1933 organisierte die Abteilung Hochland des RLB „Luftschutzwerbetage“ in der Münchner Innenstadt, bei denen Scheinangriffe mit realistischen Bombenattrappen und Sirenengeheul durchgeführt wurden. Mit dem Erlass des Reichsluftschutzgesetzes am 26.5.1935, das eine allgemeine Verpflichtung zum Luftschutzdienst festschrieb, wurde auch der mitgliederstarke RLB zu einer quasistaatlichen Institution aufgewertet. In München äußerte sich dies u. a. in der engen Zusammenarbeit zwischen den örtlichen RLB-Dienststellen und der Stadtverwaltung. Der RLB war am obligatorischen Luftschutzunterricht in den Schulen und der Ausbildung der Frauen für den Luftschutzdienst beteiligt, er richtete zusammen mit dem örtlichen Luftschutzleiter Schutzräume in der Stadt ein und führte gemeinsam mit dem Luftschutzreferenten Guido Harbers Planspiele für den „Ernstfall“ einer Bombardierung Münchens durch. Weniger aus militärstrategischen Gründen als vielmehr aufgrund ihrer Bedeutung als „Hauptstadt der Bewegung“ mit zahlreichen Verwaltungs- und Parteigebäuden der NSDAP galt München als besonders gefährdet.

Mit Kriegsbeginn 1939 traten neue Akteure in der Organisation des Luftschutzes auf den Plan, die den RLB in den Hintergrund drängten: Die Zuständigkeit für den zivilen Luftschutz wurde von der Innenverwaltung auf die Luftwaffe verlagert; die Durchführung lag nun in den Händen der Polizeidienststellen vor Ort als den Örtlichen Luftschutzleitern. Infolge der Verschärfung der Luftkriegslage wurde der Katastrophenschutz auf Hitlers Betreiben umorganisiert. Anfang 1943 wurde der dem Propagandaminister Goebbels unterstellte, interministerielle  Luftkriegsschädenausschuss (ILA) als Zentralstelle für Hilfsmaßnahmen errichtet. Im Sommer 1944 wurden die Luftschutz-Polizei und der Luftschutzwarndienst dem Reichsführer-SS unterstellt. Bei der Betreuung der luftkriegsgefährdeten Bevölkerung dominierte nun die NSDAP, die den RLB schließlich im Jahr 1944 übernahm.

Quellen

Bauer, Richard: Fliegeralarm. Luftangriffe auf München 1940-1945, München 1987.
Hampe, Erich: Der Zivile Luftschutz im Zweiten Weltkrieg. Dokumentation und Erfahrungsberichte über Aufbau und Einsatz, Frankfurt am Main 1963.
Brinkhus, Jörn: Ziviler Luftschutz im „Dritten Reich“ – Wandel seiner Spitzenorganisation, in: Süß, Dietmar (Hg.): Deutschland im Luftkrieg. Geschichte und Erinnerung, München 2007, S. 27-40.

Empfohlene Zitierweise

Katja Klee: Reichsluftschutzbund (RLB) (publiziert am 06.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/reichsluftschutzbund-rlb-684