Reichsorganisationsleitung der NSDAP (ROL)

Organisationen
Verfasst von Peter Longerich

Innerparteiliche Organisationseinheit, ähnlich eines Generalsekretärs

Am 2.1.1928 übernahm Gregor Straßer, der bisherige Reichspropagandaleiter der NSDAP, das Amt eines Reichsorganisationsleiters in der Münchner Parteizentrale. Straßer setzte in dieser Funktion im Spätsommer 1928 eine Reform der Parteiorganisation durch, in der der gesamte Aufbau der NSDAP übersichtlicher und straffer geordnet, die Stellung der Reichsleitung gestärkt und insbesondere die Gaue an die Reichstagswahlkreise angepasst wurden. 1929 entstand neben Straßers ROL mit der Hauptaufgabe Kontrolle und Leitung der Partei eine Reichsorganisationsleitung II unter Konstantin Hierl, die der Vorbereitung der Regierungsübernahme diente. 1932 wurden ROL I und II wieder unter Straßers Leitung zusammengeführt, der hierdurch seine innerparteiliche Stellung erheblich stärkte und faktisch die Rolle eines Generalsekretärs der NSDAP übernahm.

Nach dem Rücktritt von Gregor Straßer am 8.12.1932 ernannte Hitler Robert Ley zu dessen Nachfolger, allerdings mit verringerten Kompetenzen, was in der neuen Amtsbezeichnung ‚Oberster Leiter der Politischen Organisation der NSDAP‘ zum Ausdruck kam. Mit der Ernennung von Rudolf Heß zum ‚Stellvertreter des Führers‘ im April 1933 entstand ein neues zentrales Führungsorgan der NSDAP. Nach längeren Auseinandersetzungen legte Hitler im November 1934 die Aufgaben Leys mit den Stichworten „Aufbau, Ausbau und Überwachung der inneren Organisation, Schulung und Personal-Statistik der Parteiorganisation“ fest und führte die Bezeichnung ‚Reichsorganisationsleiter‘ wieder ein.

Die Dienststelle gliederte sich in das Hauptstabsamt als Führungsorgan, die Organisationsleitung für die Reichsparteitage sowie die Hauptämter für Personal, Organisation und Schulung. Vorrangig zuständig war die ROL für die Personalien der mittleren und unteren Parteifunktionäre, während die Bearbeitung der höheren Parteiränge, deren Ernennung sich Hitler vorbehalten hatte, durch den Stab des Stellvertreter des Führers (StdF) erfolgte. Ley versuchte, die ausufernde Organisation der NSDAP unter seine Kontrolle zu bringen, indem er seit 1936 regelmäßig ein Organisationsbuch der NSDAP herausgab und einen verbindlichen Stellenplan bzw. eine Geschäftsordnung der NSDAP einforderte. Er scheiterte hierbei jedoch vor allem am Widerstand des Stellvertreter des Führers bzw. der Nachfolgeorganisation Partei-Kanzlei.

Erfolgreicher war die ROL in der Schulung: Sie war zuständig für die Indoktrination der Parteifunktionäre in den drei ‚Ordensburgen‘ der NSDAP, für die Ausbildung des Führernachwuchses der Partei in den Adolf-Hitler-Schulen sowie für die gesamte Schulungsarbeit der Partei bis hinunter zu den Ortsgruppen. 1942 umfasste die Reichsorganisationsleitung 1173 Mitarbeiter*innen, von denen 885 zur Wehrmacht einberufen waren. 

Quellen

Kissenkoetter, Udo: Gregor Straßer und die NSDAP, Stuttgart 1978.
Nolzen, Armin: Die Reichsorganisationsleitung als Verwaltungsbehörde der NSDAP: Kompetenzen, Strukturen und administrative Praktiken nach 1933, in: Reichardt, Sven/ Seibel,Wolfgang (Hg.): Der prekäre Staat. Herrschen und Verwalten im Nationalsozialismus, Frankfurt am Main 2011, S. 121-166.

Smelser, Ronald: Robert Ley. Hitlers Mann an der „Arbeitsfront“. Eine Biographie, Paderborn 1989.

Empfohlene Zitierweise

Peter Longerich: Reichsorganisationsleitung (ROL) (publiziert am 12.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/reichsorganisationsleitung-rol-685