‚Unternehmen Barbarossa‘ war der Deckname für den deutschen Krieg gegen die Sowjetunion, insbesondere für den Feldzug von 1941. Adolf Hitler, aber auch hohe Militärs und russische Emigrant*innen, propagierten seit den 1920er Jahren einen Krieg gegen die bolschewistische Sowjetunion. Für Hitler stand dabei die Eroberung von ‚Lebensraum‘, d.h. von Territorien zur Siedlung und wirtschaftlichen Ausbeutung, im Zentrum.
Noch während des deutschen Krieges in Westeuropa im Juni 1940 setzten die Planungen für einen Feldzug gegen die Sowjetunion ein. Im Dezember 1940 fiel dann die Entscheidung für einen Angriff auf die Sowjetunion im Frühjahr 1941. Das ‚Unternehmen Barbarossa‘ sollte zum ersten Mal auf einem geplanten ‚Blitzkrieg‘ beruhen, d.h. einer zeitlich begrenzten Mobilisierung aller Ressourcen und einer Kriegführung mit dem Schwergewicht auf Panzerkräften, die binnen zwei bis drei Monaten nach Moskau vordringen sollten. Der Feldzug war von Anfang an als Vernichtungskrieg geplant – mit der Aushungerung insbesondere der russischen Stadtbevölkerung, um die Wehrmacht ‚aus dem Lande‘ zu ernähren, mit der Ermordung großer Teile der gegnerischen Eliten und der jüdischen Bevölkerung.
Am 22.6.1941 griff die Wehrmacht die Sowjetunion an, unterstützt von Verbänden aus Finnland und Rumänien, bald auch aus Italien und Ungarn. Die Angreifer konnten binnen weniger Wochen insbesondere Weißrussland und weite Teile des Baltikums überrennen, mit der Schlacht von Smolensk im Juli 1941 geriet der überoptimistische deutsche Kriegsplan jedoch ins Stocken. Zwar konnte bis Oktober 1941 auch die Ukraine besetzt werden, zwei Vorstöße auf Moskau im Oktober und November 1941 erreichten jedoch nicht ihr Ziel, statt dessen ging die Rote Armee Anfang Dezember zur Gegenoffensive über. Im Südteil der Sowjetunion erfolgte im Frühjahr 1942 eine zweite deutsche Offensive (‚Unternehmen Blau‘), die im Spätsommer bis an die Wolga bei Stalingrad und auf den Nordkaukasus vorrückte. Mit der Schlacht von Stalingrad setzte dann der Rückzug der Wehrmacht aus der Sowjetunion ein, die das Land bis Herbst 1944 räumte.
Der deutsche Krieg in der Sowjetunion war von einer radikalen Besatzungsherrschaft begleitet. Die besetzten Gebiete wurden rücksichtslos ausgebeutet, zudem etwa 2,8 Millionen Personen als ‚Ostarbeiterinnen‘ und ‚Ostarbeiter‘ zur Zwangsarbeit ins Reich deportiert. Den sowjetischen Kriegsgefangenen wurde nicht nur der völkerrechtliche Schutz, sondern über weite Strecken auch eine ausreichende Versorgung verweigert, so dass mindestens 2,5 Mio. von ihnen in deutschen Lagern starben; mindestens 150.000 Kriegsgefangene, vor allem Juden und kommunistische Politfunktionäre unter ihnen, wurden erschossen. Während der Besatzung ermordeten deutsche Besatzungsorgane zusammen mit einheimischen Hilfsformationen alle Juden*Jüdinnen, derer sie habhaft wurden, etwa 2,5 bis 2,7 Mio. Menschen, und Zehntausende Rom*nja. Darüber hinaus wurden über eine halbe Million Einwohner*innen, vor allem in Weißrussland und russischen Gebieten, im Rahmen sogenannter ‚Anti-Partisanen-Aktionen‘ getötet. Eine unbekannte Anzahl von Menschen fiel der Aushungerung in den Besatzungsgebieten zum Opfer, dazu fast eine Million aus der Einwohnerschaft des belagerten Leningrad.
Ebenso wie Deutsche aus allen anderen Teilen des Reichs waren auch Münchner am Krieg gegen die Sowjetunion beteiligt. Ein erheblicher Teil der Offiziere hatte die Kriegsschule München durchlaufen. Von den Kommandobehörden stammte das Generalkommando des VII. Armeekorps aus München. Die 7. Infanteriedivision war während des ganzen Krieges in der Sowjetunion im Mittelabschnitt der Front eingesetzt, die 167. Infanteriedivision bis Juli 1942; das aus München stammende Infanterieregiment 179 kämpfte am Südabschnitt. Münchner Soldaten waren aber auch in anderen Verbänden am Krieg gegen die Sowjetunion eingesetzt, so eine Studentenkompanie in der 252. Infanteriedivision. Zu den führenden Militärs im Krieg gegen die Sowjetunion gehörte auch der Münchner General Ferdinand Schörner, der mehrere Korps und schließlich im Frühjahr 1944 die 17. Armee, dann die Heeresgruppe Südukraine und in der Schlussphase die Heeresgruppe Nord befehligte. General Anton Dostler, der aus München stammte, führte die 57. und die 163. Infanteriedivision, schließlich das XXXXII. Armeekorps im Süden der besetzten Sowjetunion.
Etwa die Hälfte der Gefallenen aus München kam allein im Krieg gegen die Sowjetunion ums Leben. Die Münchner Bevölkerung hielt sich nicht nur durch die propagandistisch gefärbte Berichterstattung aus Radio und Zeitung über den Krieg auf dem Laufenden, die Soldatenfamilien standen darüber hinaus in regem Feldpost-Verkehr mit der ‚Ostfront‘; gelegentlich konnten die Soldaten für kurze Zeit auf Heimaturlaub nach München zurückkehren. Über 4000 sowjetische Kriegsgefangene mussten in München Arbeiten verrichten; zuvor waren sie zumeist im Lager Moosburg (Stalag VIIa) untergebracht. Darüber hinaus befand sich nicht weit von der Landeshauptstadt entfernt, in Hebertshausen bei Dachau, eine Exekutionsstätte, an der die Gestapo etwa 4000 vermeintlich ‚untragbare‘ Gefangene erschoss.