Rudolf Vacek (22.9.1907 München – 6.2.1942 KZ Mauthausen)

Biografien
Verfasst von Christoph Wilker

Zeuge Jehovas, illegaler Besuch des Luzerner Kongresses

Der verheiratete, selbständige Schneider trennte sich von der evangelischen Kirche und ließ sich 1933, kurz nach dem Verbot der Zeugen Jehovas, als solcher taufen. 1936 gehörte Rudolf Vacek zu den 300 deutschen Zeugen Jehovas, die illegal zu einem Kongress in die Schweiz reisten. Dazu fuhren er und Johann Burger mit dem Fahrrad von München nach Lindau und ließen sich mit dem Schiff in die Schweiz übersetzen. 2.500 Kongressbesucher*innen nahmen die „Luzerner Resolution“ an, eine scharfe Verurteilung der verbrecherischen Übergriffe des NS-Regimes auf die Zeugen Jehovas. Am 12.12.1936 verteilten Zeugen Jehovas im ganzen Deutschen Reich Flugblätter mit dem Inhalt der Resolution. Am 14.12.1936 gab ein Mann, der in der Nähe von Vacek wohnte, der Gestapo schriftlich Bericht, dass jemand ein Flugblatt in seinen Briefkasten geworfen habe (Abb. 1). Ein Bahnbeamter aus der Umgebung informierte die Gestapo mündlich über den Erhalt eines Flugblattes (Abb. 2). Im Januar 1937 wurde Vacek verhaftet, verweigerte aber die Aussage. Die Gestapo stellte fest, dass die wegen Beteiligung an der Aktion verhafteten Zeugen Jehovas die Flugblätter in der Nähe ihrer jeweiligen Wohnung verteilt hatten. „Auch in der Nähe der Wohnung des Vacek wurden solche Schriften verbreitet und es besteht kein Zweifel, daß der Täter nur Vacek sein kann“ (StAM StAnW 8602). Das Sondergericht München verurteilte ihn am 29.5.1937 zu sechs Monaten Gefängnis, stützte sich dabei aber primär auf seine Teilnahme an dem Luzerner Kongress. „Gerade diese Massenveranstaltung sollte die deutschen Glaubensbrüder in ihrem Widerstand gegen das Verbot bestärken“ (ebd.). Nach seiner Haft in München kam Vacek wahrscheinlich zunächst in das Konzentrationslager Dachau. Dokumentiert ist, dass Rudolf Vacek auch im KZ Mauthausen gefangen gehalten wurde und dort am 2.4.1942 starb. Es ist davon auszugehen, dass er insgesamt mehr als fünf Jahre in Haft war.

Quellen

Archiv der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Auskünfte vom 9. und 26.4.2013.
Staatsarchiv München StAnW 8602, Gestapo-Protokoll vom 3.2.1937 und Urteil des Sondergerichts München vom 29.5.1937.

Empfohlene Zitierweise

Christoph Wilker: Vacek, Rudolf (publiziert am 23.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/vacek-rudolf-853