Völkischer Block

Organisationen
Verfasst von Brigitte Zuber

Antisemitisches und völkisches Wahlbündnis, Ersatzorganisation der verbotenen NSDAP

Der Völkische Block gründete sich am 6.1.1924 als Wahlbündnis für den Bayerischen Landtag. Für die zu diesem Zeitpunkt verbotene NSDAP bot er eine wirksame Plattform für ihr weiteres öffentliches Auftreten: Seit dem gescheiterten Hitler-Ludendorff-Putsch und unter den Bedingungen der Verbotszeit favorisierten die Nationalsozialisten zunehmend die parlamentarische Bühne als politisches Betätigungsfeld.

Mit 23 Abgeordneten, darunter sechs NSDAP-Mitglieder, wurde der Völkische Block die stärkste Landtags-Parlamentsfraktion einer völkischen Gruppierung im Reich. Den Grundstock des Bündnisses lieferten die Münchner Deutschnationalen, die sich Ende 1922 von der Bayerischen Mittelpartei (BMP) abgespalten hatten. Zu ihnen gehörten der Verleger Julius Friedrich Lehmann, General Krafft von Dellmensingen, dessen ehemaliger Adjutant Robert von Xylander sowie dessen rechte Hand Rudolf Buttmann. Am Tag der Abspaltung, am 20.11.1922, notierte Buttmann in sein Tagebuch: „Besprechung mit Hitler: H. sagte: er unterstütze uns in jeder Weise und wolle nicht, daß wir übergehen zu ihm. [...] Wir sollen in der Partei kämpfen. Er brauche im Parlament eine Partei, die ihn unterstütze“ (BayHStA, NL Buttmann).

Der Völkische Block trat 1924 als eine von sieben völkischen Gruppierungen zu den Reichstagswahlen an, wodurch u.a. Gregor Straßer sein Reichstagsmandat gewann. Nach Aufhebung des Verbots der NSDAP und deren Wiedergründung im Februar 1925 fiel der Völkische Block auseinander. Die Landtagsmitglieder, die der NSDAP angehörten, bildeten im September 1925 eine eigene Fraktion. Ihre Hauptvertreter waren Buttmann, Adolf Wagner und Julius Streicher.

Das antisemitische Wahlbündnis Völkischer Block diente der NSDAP als Ersatzorganisation. Nach der Trennung von der Mittelpartei war der parlamentarische Weg eingeleitet und wurde über den Völkischen Block realisiert. Dies markierte den Beginn des Legalitätskurses der NSDAP.

Quellen

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München V, NL Buttmann, Tagebucheintrag vom 20.11.1922.
Jablonsky, David: The Nazi Party in Dissolution. Hitler and the Verbotszeit 1923 – 1925, London 1989.
Kiiskinen, Elina: Die Deutschnationale Volkspartei in Bayern (Bayerische Mittelpartei) in der Regierungspolitik des Freistaats während der Weimarer Zeit, München 2005.
Wanninger, Susanne: "Herr Hitler, ich erkläre meine Bereitwilligkeit zur Mitarbeit." Rudolf Buttmann (1885-1947); Politiker und Bibliothekar zwischen bürgerlicher Tradition und Nationalsozialismus, Wiesbaden 2015.

Empfohlene Zitierweise

Brigitte Zuber: Völkischer Block (publiziert am 29.01.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/voelkischer-block-861