Preisverleihung Zeig dein Nein, 2019 | © NS-Dokumentationszentrum München, Foto: Connolly Weber Photography

Unsere Kooperationsprojekte

Gemeinsam Geschichte und Gegenwart vermitteln

Wir entwickeln und realisieren gemeinsam mit Partner*innen aus dem Bildungs-, Kunst- und Kulturbereich Projekte, die sich auf innovative Weise mit der NS-Geschichte und aktuellen gesellschaftlich-politischen Fragestellungen auseinandersetzen. Einige unserer aktuellen Projekte stellen wir hier vor.

Wir verstehen Lernen als einen aktiven Prozess: In unseren Rundgängen und Seminaren treten wir in einen Dialog mit unseren Besucher*innen und schaffen Raum für Diskussion und Meinungsbildung. Darüber hinaus eröffnen Kooperationen mit Projektpartner*innen aus verschiedenen Bereichen wie Kunst, Literatur, Tanz und Theater neue Perspektiven auf die Themen unserer Ausstellungen. Wir beraten und unterstützen Schulen, die eigene Recherchen durchführen und die Ergebnisse als Ausstellung oder medial präsentieren wollen.

Wir wollen neue Wege gehen, andere Ausdrucksformen finden und von und mit unseren Kooperationspartnern lernen.  Wir freuen uns daher, wenn uns Schulen (z.B. P- und W-Seminare), kulturelle Initiativen oder Sozialeinrichtungen bei Interesse an einer Kooperation kontaktieren.

Kontakt

Unsere Kooperationsprojekte

Toleranz, Ausgrenzung, Kinderrechte. Eine Kinderbuchlesung mit dem Verein Lesefüchse e.V.

In der Schule wird der Nationalsozialismus zwar in der Regel erst in der 8. bzw. 9. Jahrgangsstufe behandelt, die meisten Kinder kommen jedoch schon viel früher mit dem Thema in Berührung. Sei es in der Familie oder in den Medien, wo Begriffe wie ‚Krieg‘ oder ‚Hitler‘ fallen. Deshalb erscheint es wichtig, diesen Teil der deutschen Geschichte Kindern gegenüber nicht prinzipiell auszublenden, sondern mit ihnen darüber zu sprechen. Doch ab welchem Alter ist das sinnvoll? Mit welchen Aspekten der NS-Geschichte kann man Kinder konfrontieren? Und wie vermeidet man, dass es Verständnisprobleme gibt oder gar Ängste entstehen? Wir haben in Kooperation mit dem Verein Lesefüchse e.V. eine Kinderbuchlesung mit Gesprächsrunde entwickelt, die das Leben des jüdischen Mädchens Anne Frank in den Mittelpunkt stellt.

10- oder 11-Jährige verfügen in der Regel nur über ein geringes strukturiertes historisches Vorwissen. Dem steht jedoch ein großes Interesse an Geschichte gegenüber, das durch eine für die Kinder nachvollziehbare Erzählung gefördert werden kann. Ein biografischer Ansatz erscheint als Zugang für diese Zielgruppe daher besonders gut geeignet. Die Geschichte von Anne Frank, die nach der nationalsozialistischen Machtübernahme mit ihrer Familie von Deutschland nach Amsterdam geflohen war und sich dort vor den Nationalsozialisten verstecken musste, ermöglicht den Kindern Empathie mit einer konkreten Person zu entwickeln, sich altersgerecht mit dem Thema Ausgrenzung und Verfolgung auseinanderzusetzen und ein erstes Verständnis für die Geschichte des Nationalsozialismus zu entwickeln.

Neben der Vermittlung von historischem Basiswissen ist ein weiteres Ziel der Lesung, die Kinder für die Bedeutung der Grund- und Menschenrechte zu sensibilisieren. Ein Gegenwartsbezug erfolgt über die Thematisierung der Kinderrechte, die häufig bereits im Unterricht behandelt wurden.

2021 wurde das Projekt vom Bündnis für Demokratie und Toleranz - gegen Extremismus und Gewalt mit dem Preis Aktiv für Demokratie und Toleranz ausgezeichnet.

Always remember. Never forget. Ein Tanz-Theater-Projekt

Always remember, never forget ist ein Projekt von Spielen in der Stadt e.V. und dem NS-Dokumentationszentrum München, das in der gemeinsamen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen unterschiedliche und neue Konstellationen für eine ganztägige, Orte und Institutionen übergreifende Bildung initiiert. Ziel ist es, Methoden und Formen kultureller Bildung im Bereich der Ganztagsbildung langfristig und strukturell zu verankern, um Kindern und Jugendlichen möglichst ideale Rahmenbedingungen für selbstbestimmte Lern- und Bildungsprozesse zu ermöglichen.

Das erste gemeinsame Tanz-Theater-Projekt mit der Ganztagsklasse 8g der Mittelschule Guardinistraße fand 2015 statt. 22 Schüler*innen im Alter zwischen 14 und 16 Jahren erarbeiteten zusammen mit Kulturpädagog*innen und Künstler*innen in Tanz- und Theaterkursen die Performance always remember. never forget. Unser zweites Tanz-Theater-Projekt Stranger than... befasste sich 2017 mit dem Verhalten junger Menschen in der nationalsozialistischen Ausgrenzungsgesellschaft. Was geht mich das heute noch an? Was ist Empathie? Was ist Respekt? Wann muss ich einschreiten? Oder ganz allgemein: Was kann ich tun? Fragen nach Einstellungen und Handlungsspielräumen, die bis heute aktuell sind. Das Projekt wurde 2018 mit dem BKM-Preis Kulturelle Bildung ausgezeichnet. 2019 erarbeiteten neun Jugendliche aus zwei Münchner Schulen die Tanz-Theater-Performance If you don‘t know zur Frage nach der Veränderung des Menschlichen in der Zeit des Nationalsozialismus und heute. Wie behalten wir unsere Menschlichkeit, wann und warum geben wir sie auf? Unter dem Titel Um 2 Uhr nochmals Kaffee erarbeiteten zwölf Jugendliche aus sieben unterschiedlichen Schulen 2021 eine Tanz- und Filmperformance. Inhaltlich setzt sich das Projekt mit ‚vergessenen‘ Münchner Orten der NS-Geschichte auseinander. Einen besonderen Schwerpunkt nimmt dabei das Areal des ehemaligen ‚Judenlagers‘ in Milbertshofen ein. Mit Unterstützung von BMW - dem heutigen Besitzer - erhielten die Jugendlichen Zugang zum Areal und konnten Teile ihrer Performance vor Ort erarbeiten und filmen. Ganz besonders freut es uns, dass wir den Zeitzeugen Ernst Grube für das Projekt gewinnen konnten, der als Kind im Lager inhaftiert war.

In grau gekleidete Schüler*innen stehen in einer Reihe hintereinander auf der Bühne im Auditorium des NS-Dokumentationszentrums. Einige sitzen vor der Bühne und blicken auf den Boden.

Uraufführung des Tanz-Theater-Projekts always remember. never forget, 2015 | © NS-Dokumentationszentrum München, Foto: Connolly Weber Photography

: Zwei Schüler*innen knien auf dem Boden und führen einen Tanz auf. Mehrere Schüler*innen sitzen hinter ihnen vor der Bühne.
Vor der Bühne ist eine Mauer aus grauen Klötzen errichtet. Hinter der Bühne stehen schwarzweiß gekleidete Schüler*innen und blicken mit verschränkten Armen nach unten. Vor der Mauer liegt ein Schüler bauchwärts auf einem mit Zeitungen beklebten Klotz.
Vier Schüler*innen springen auf mehreren mit Zeitungen beklebten quadratischen Klötzen hin und her. Im Hintergrund stehen Schüler*innen mit dem Rücken zu den Klötzen und den Gesichtern zur Wand nebeneinander.

Münchner Zeitgeschichten. Ein Audioprojekt mit Schüler*innen

In Kooperation mit der Stiftung Zuhören und dem Referat für Bildung und Sport der Landeshauptstadt München sowie mit Unterstützung des Bayerischen Rundfunks haben wir 2017 die Münchner Zeitgeschichten realisiert. Das Audioprojekt wurde gemeinsam mit Schüler*innen aus Städtischen Berufsschulen zu verschiedenen Themen wie Widerstand, Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus, das ehemalige Zwangsarbeiter*innenlager Neuaubing, ‚Arisierung‘ in München und NS-Orte und -Architektur entwickelt. In lebendigen Szenen und Toncollagen wird Geschichte an authentischen Orten der Stadt ‚hörbar‘. Auch Zeitzeug*innen kommen zu Wort. Das Audioprojekt lädt dazu ein, den Spuren der Geschichte zu folgen und sich mit dem Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. 2021 wurde das Audioprojekt Münchner Zeitgeschichten als Podcast neu aufgelegt und ist auf Spotify, Apple Podcast, Google Podcast, Stitcher und Deezer verfügbar.

Alle Folgen des Podcasts Münchner Zeitgeschichten anhören

Charlotte Knoblauch wird von einer Schülerin interviewt, die mit ihr und einem Aufnahmegerät an einem Tisch sitzt.

Interview mit Charlotte Knobloch für das Audioprojekt Münchner Zeitgeschichten, 2017 | © NS-Dokumentationszentrum München, Foto: Connolly Weber Photography

Zwei Schülerinnen sitzen sich in einem Aufnahmestudio an einem Tisch gegenüber. Vor ihnen befinden sich Mikrofone.

Aufnahmen für das Audioprojekt Münchner Zeitgeschichten, 2017 | © NS-Dokumentationszentrum München, Foto: Connolly Weber Photography

Mehrere Schüler*innen gehen mit einer Lehrkraft durch einen Gang im Bayerischen Rundfunk.
Drei Schülerinnen sitzen sich gegenüber und interviewen sich mit einem Mikrofon gegenseitig.

Nicht Schwarzweiß. Eine Intervention in Farbe

Die Ausstellung Nicht Schwarzweiß, die wir vom 28. Februar bis 5. Mai 2019 zeigten, ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit mit der Städtischen Berufsschule für Farbe und Gestaltung. 200 Schüler*innen aus sieben Berufszweigen – Fahrzeuglackierer*innen, Maler*innen und Lackierer*innen, Schilder- und Lichtreklamehersteller*innen, Gestalter*innen für visuelles Marketing, Kirchenmaler*innen und Maler*innen, Vergolder*innen – haben mit eigenen Bildern, Objekten und Texten die Ausstellung München und der Nationalsozialismus kommentiert und illustriert. Während die historische Ausstellung auf Schwarzweiß-Fotos basiert und bewusst auf emotionalisierende Elemente verzichtet, brachten die Kunstwerke der Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen persönlichen, manchmal sehr intimen Ton in die Ausstellung.

In ihren Werken verarbeiten die Schüler*innen ihre Eindrücke und Erfahrungen von Flucht, Isolation, Solidarität und Geborgenheit und setzen sich mit der NS-Geschichte ebenso auseinander wie mit gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Fragen: Was bedroht uns, was sichert unsere Zukunft? Welche Werte sind uns wichtig? Wie bauen wir Vorurteile und Feindbilder ab?

Für die künstlerische Umsetzung ihrer Themen nutzten die Schüler*innen die spezifischen Materialien und Techniken ihrer Ausbildungsberufe. So hingen lackierte Platten freischwebend über den horizontalen Tischen der historischen Ausstellung oder aus Holzpaneelen angefertigte Schattenrisse der eigenen Person standen neben den Ausstellungstafeln. In intervall-gesteuerten Leuchtkästen wurden Gedanken einzelner Schüler*innen typographisch in Szene gesetzt, auf 21 Holztafeln wurde das Motto ‚Eine Welt viele Farben‘ präsentiert und ein großes Mobile aus Kartonzylinder fand seinen Platz im Luftraum zwischen dem ersten und zweiten Ausstellungsgeschoss. Unter der Überschrift Die Welt im Gleichgewicht suchten die Vergolder*innen aus einem Farbfächer ihre Farbe aus. Passend zu ihrem ausgewählten Thema fertigten sie einen Kartonzylinder an, der in einem Mobile aufgehängt wurde. Denken und arbeiten wir gegeneinander, gerät unsere Welt aus dem Gleichgewicht. Sinnbild dieser globalen Herausforderung ist das Mobile.

Eine Schülerin lackiert mit Maske, Schutzanzug und Sprühpistole in einem Werkraum eine Holztafel mit blauer Farbe.

Schüler*innen der Berufsschule für Farbe und Gestaltung bei den Vorbereitungen zur Ausstellung, 2019 | © NS-Dokumentationszentrum München, Foto: Connolly Weber Photography

Eine Stele mit fünf Leuchtschildern die sich mit der Thematik Antisemitismus befassen steht neben der großen Leittafel des historischen Ausstellung.us befassen.

Blick in die Ausstellung Nicht Schwarzweiß, 2019 | © NS-Dokumentationszentrum München, Foto: Connolly Weber Photography

Mehrere bunt lackierte und verzierte Holztafel hängen an einer Wand nebeneinander. Jede Holztafen enthält einen Buchstaben des Slogans „Eine Welt, viele Farben“.