Quellen
Strnad, Maximilian: Zwischenstation „Judensiedlung“. Verfolgung und Deportation der jüdischen Münchner 1941-1945, München 2011.
Eintritt frei
Sammelstelle für die Münchner Jüdinnen*Juden vor ihrer Deportation
Das Barackenlager in der Knorrstraße 148 wurde von den Verfolgungsbehörden schönfärberisch ‚Judensiedlung‘ genannt. Es lag in einem Industriegebiet im Stadtteil Milbertshofen und war das größte Ghetto für Juden*Jüdinnen in München. Neben der ‚Heimanlage Berg am Laim‘ und der Flachsröste Lohhof war die ‚Judensiedlung Milbertshofen‘ Teil des Lagersystems, das von der ‚Arisierungsstelle‘ zur Ausgrenzung, Diskriminierung und Ausplünderung der Münchner Juden*Jüdinnen eingerichtet wurde. Jüdische Zwangsarbeitskräfte mussten unter der Leitung des städtischen Hochbauamts von Frühjahr bis Sommer 1941 das Barackenlager ohne Entlohnung errichten. Die Arisierungsstelle presste den Münchner Juden*Jüdinnen für den Bau und den Unterhalt des Lagers ein Vielfaches der Baukosten ab. Sie kündigte ihre Wohnungen und wies ihnen einen Platz in einem der Lager oder in einem der Münchner ‚Judenhäuser‘ zu.
Das Lager Milbertshofen war für bis zu 650 Menschen ausgelegt und verfügte über eine lagereigene Küche und eine Krankenstation. Die Insass*innen schliefen auf einfachen Holzpritschen; Privatsphäre gab es nicht. Ab November 1941 diente das Lager als Sammelstelle für die Deportationen. Über mehrere Tage waren dort bis zu 1200 Menschen untergebracht. Die Leitung war Hugo Railing, nach dessen Deportation Curt Mezger übertragen worden. De facto übten jedoch die Mitarbeitenden der ‚Arisierungsstelle‘ die Kontrolle aus. Wiederholt misshandelten sie die Insass*innen. Nachdem der Großteil der Münchner Juden*Jüdinnen deportiert worden war, wurde das Lager am 19.8.1942 geschlossen. Die noch verbliebenen Personen wurden in die ‚Heimanlage Berg am Laim‘ verlegt. Die Bayerischen Motorenwerke (BMW) kauften das Barackenlager und brachten dort Zwangsarbeiter*innen unter.
Nach dem Krieg wurde es zunächst als Lager für Geflüchtete, später als Obdachlosenunterkunft genutzt und schließlich abgerissen. Heute erinnert auf dem industriell genutzten Areal eine 1982 eingeweihte Gedenkstele an das Schicksal der Menschen der ‚Judensiedlung Milbertshofen‘.
Strnad, Maximilian: Zwischenstation „Judensiedlung“. Verfolgung und Deportation der jüdischen Münchner 1941-1945, München 2011.