Flachsröste Lohhof (Judenlager)

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Verfasst von Maximilian Strnad

Zwangsarbeitslager für jüdische Frauen und Mädchen

Die Flachsröste Lohhof kurz nach ihrer Fertigstellung, ca. 1937 | Privatbesitz Peter Vahlensieck

Bei der Flachsröste Lohhof G.m.b.H. mussten zwischen Juni 1941 und Herbst 1942 circa 250 Jüdinnen*Juden Zwangsarbeit leisten. Die „Arisierungsstelle“ hatte zur Ausweitung des jüdischen Zwangsarbeitseinsatzes das „Jüdische Arbeitskommando Lohhof“ eingerichtet, dem eine Wohnbaracke angeschlossen war. Als Leiter fungierte Rolf Grabower. Dort mussten vor allem Mädchen und Frauen zwischen 14 und 70 Jahren harte körperliche Arbeit auf dem Feld und in den Fabrikhallen leisten. Aus den gewonnenen Flachsfasern wurden unter anderem Leinenstoffe für das Heer und die Marine hergestellt. Eine der Zwangsarbeiterinnen war Else-Behrend Rosenfeld, die in ihrem Tagebuch von den Strapazen in Lohhof berichtet. Neben der „Judensiedlung Milbertshofen“ und der „Heimanlage Berg am Laim“ war Lohhof Teil eines Lagersystems für die Münchner Jüdinnen*Juden. Zwischen 1939 und 1945 wurden auch französische, belgische, polnische und russische Zwangsarbeitskräfte in Lohhof eingesetzt. Eine Ausnahme in der Geschichte des jüdischen Zwangsarbeitseinsatzes im Deutschen Reich stellte der Einsatz von 68 polnischen Jüdinnen aus dem Ghetto Litzmannstadt (Łódź) in Lohhof dar, war der Arbeitseinsatz von polnischen Jüdinnen*Juden im sogenannten Altreich doch per Führerbefehl verboten.


Quellen

Behrend-Rosenfeld, Else: Leben in zwei Welten. Tagebücher eines jüdischen Paares in Deutschland und im Exil, München 2011.
Strnad, Maximilian: Flachs für das Reich. Das jüdische Zwangsarbeitslager „Flachsröste Lohhof“ bei München, München 2013.

Empfohlene Zitierweise

Maximilian Strnad: Lohhof (Judenlager) (publiziert am 26.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/lohhof-judenlager-513