Anna Bauer (14.6.1911 Wien – 4.6.1996 München)

Biografien
Verfasst von Friedbert Mühldorfer

Junge Kommunistin, 1933/34 an der Herstellung illegaler Schriften beteiligt

Anna und Hans Bauer | Privatbesitz

Anna Bauer wuchs in Wien bei Pflegeeltern auf und übersiedelte 1918 zu ihrer Mutter nach München, wo sie die Handelsschule abschloss und als Buchhalterin arbeitete. 1932 heiratete sie den Elektroinstallateur Hans Bauer, mit dem sie auch im ‚Arbeitersport‘ aktiv war und in die KPD eintrat.

Gleich nach der Machtübernahme der Nazis 1933 stellten die beiden ihre Wohnung als Quartier für illegal arbeitende Funktionär*innen zur Verfügung. Zu ihnen gehörte auch Walter Häbich (1904-1934, im KZ Dachau ermordet), leitender Redakteur der nun illegal erscheinenden Neuen Zeitung der KPD. Für ihn schrieb Anna Bauer auf der Schreibmaschine Artikel ab. Bei einer Hausdurchsuchung im April 1934 konnte dies nicht nachgewiesen werden, die Schreibmaschine jedoch wurde beschlagnahmt.

Weil sie weiterhin Kontakt mit Genoss*innen hielten, illegale Schriften bezogen und auch weitergaben, wurde die Gestapo auf die Bauers aufmerksam. Der Verhaftung konnten sie sich zunächst noch entziehen und sich in München und der Umgebung versteckt halten. Beim Versuch, in die Tschechoslowakei zu fliehen, wurden sie aber am 27.1.1935 an der Grenze bei Bayerisch Eisenstein verhaftet. Anna Bauer gelang es dabei noch, auf der Toilette die Adressen von Kontaktpersonen zu beseitigen. Sie wurde am 28.1. wegen Beteiligung an der „Verbreitung illegaler kommunistischer Schriften“ (Schutzhaftbefehl vom 23.2.1935) ins Gefängnis Stadelheim eingeliefert, sieben Monate in verschärfter Einzelhaft gehalten und erst ein Jahr später, am 14.1.1936, wieder entlassen. In der Haft erfuhr sie, dass ihre eigene Mutter sie und ihren Mann bei der Polizei denunziert hatte.

Nach 1945 unterstützte Anna Bauer im Rahmen der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) die Durchsetzung von Entschädigungsansprüchen ehemaliger NS-Verfolgter.



Quellen

Landesamt für Finanzen Bayern, Landesentschädigungsamt, EG 18136.
Staatsarchiv München, Wiedergutmachungsbehörde, Ia 5703.
Detjen Marion: „Zum Staatsfeind ernannt“. Widerstand, Resistenz und Verweigerung gegen das NS-Regime in München, München 1998.

Empfohlene Zitierweise

Friedbert Mühldorfer: Bauer, Anna (publiziert am 16.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/bauer-anna-63