Karl Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg (22.5.1902 Würzburg – 23./24.4.1945 Berlin)

Biografien
Verfasst von Angela Hermann

Offizier und Aktivist des Widerstands, verhaftet nach dem Umsturzversuch vom 20. Juli 1944

Karl Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg (1902-1945) | Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Guttenberg entstammte einem alten fränkischen Adelsgeschlecht. Er wuchs in Würzburg und München auf, wo er im rechten Milieu vernetzt war. 1922 begann er an der Universität München ein Studium der Rechtswissenschaften, wechselte jedoch unter dem Einfluss Karl Alexander von Müllers schon bald zur Geschichtswissenschaft. Seine historischen Studien setzte er in Erlangen und Würzburg fort, wo er 1929 mit einer Arbeit über die Lenin-Rezeption in Deutschland promoviert wurde. Im selben Jahr heiratete Guttenberg Therese Prinzessin zu Schwarzenberg, mit der er drei Kinder hatte.
Anschließend war er publizistisch tätig, um für seine konservativ-monarchistischen Vorstellungen zu werben. Die Aufforderung des zuständigen NSDAP-Kreisleiters 1937, in die Partei einzutreten, lehnte der Katholik Guttenberg mit Verweis auf die kirchenfeindliche Haltung der NSDAP ab. Durch seine publizistische Arbeit kam Guttenberg mit mehreren Personen des Widerstands in Kontakt und konnte beim Aufbau von Netzwerken helfen. So vermittelte er dem Diplomaten Ulrich von Hassell im August 1939 ein Gespräch mit Carl F. Goerdeler.

Kurz nach Kriegsbeginn wurde Guttenberg zur Wehrmacht eingezogen, doch 1940 durch Vermittlung von Hassells und Ludwig Becks in die Abteilung Ausland/Abwehr im OKW (Oberkommando der Wehrmacht) unter Admiral Wilhelm Canaris versetzt. Nach der Verhaftung des Freundes und Kollegen Nikolaus von Halem wurde Guttenberg durch Versetzung zum Bevollmächtigten General von Kroatien in Sicherheit gebracht. Guttenberg plante, nach dem Staatsstreich und der Beseitigung Hitlers ins Reich zurückzukehren und neue Aufgaben zu übernehmen. Wenige Tage nach dem misslungenen Attentat vom 20.7.1944 wurde Guttenberg jedoch in Zagreb festgenommen und ins Reichssicherheitshauptamt nach Berlin gebracht. Bei seinen Vernehmungen wurde Guttenberg schwer gefoltert. In der Nacht vom 23. auf den 24.4.1945 wurde er ohne Gerichtsurteil in der Nähe des Berliner Gestapogefängnisses in der Lehrter Straße erschossen.

Quellen

Bottlenberg-Landsberg, Maria Theodora Freifrau von dem: Karl Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg (1902-1945). Ein Lebensbild, Berlin 2003.
Ritthaler, Anton: Karl Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg. Ein politisches Lebensbild, Würzburg 1970.
Tuchel, Peter, „… und ihrer aller wartete der Strick.“ Das Zellengefängnis Lehrter Straße 3 nach dem 20. Juli 1944, Berlin 2014.

Empfohlene Zitierweise

Angela Hermann: Guttenberg, Karl Ludwig Freiherr von und zu (publiziert am 20.11.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/guttenberg-karl-ludwig-freiherr-von-und-zu-299