Hans Herker (24.8.1905 München – 27.3.1964 München)

Biografien
Verfasst von Friedbert Mühldorfer

Kommunistischer Widerstandskämpfer und langjähriger KZ-Häftling

Hans Herker, undatiert | Privatbesitz Friedbert Mühldorfer

Hans Herker wurde in einer Schwabinger Arbeiterfamilie geboren und erlernte das Malerhandwerk. Seit Ende der 1920er-Jahre kam er über Sportsfreunde und Gewerkschaftskollegen in Kontakt mit Kommunist*innen und organisierte sich 1930 in der KPD. Nach der Machtübernahme Hitlers und den folgenden Verhaftungen vieler KPD-Funktionäre beteiligte sich Herker Anfang 1934 an der Verteilung illegaler Flugblätter, um über die Ziele der Nationalsozialisten aufzuklären. Die Gruppe wurde jedoch entdeckt, Hans Herker am 10.3.1934 festgenommen, bis 26.7.1935 im Gefängnis Neudeck in Untersuchungshaft gehalten und dann - zusammen mit sechs anderen Kommunisten - am 8.8.1935 vom Volksgerichtshof in Berlin wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu zwei Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Nach Verbüßung der Strafe wurde Herker noch bis 3.5.1939 im KZ Dachau festgehalten.

Trotz Überwachung und regelmäßiger Meldungen bei der Polizei beteiligte sich Herker an der Arbeit der Widerstandsgruppe um den bekannten Kommunisten Wilhelm Olschewski sen., die sich durch breite Vernetzung auch in Münchner Betrieben auf die erwartete Kriegsniederlage und einen folgenden Umsturz vorbereitete. Am 13.2.1942 wurde Herker wiederum verhaftet, der Haftbefehl am 2.8.1943 jedoch aufgehoben und Herker – obwohl eigentlich ‚wehrunwürdig‘ – zum ‚Bewährungsbataillon‘ 999 eingezogen. Das gegen Herker eingeleitete Strafverfahren wurde bis nach Kriegsende ausgesetzt.

Er kehrte Ende April 1945 aus einem Lazarett nach München zurück und heiratete wenige Wochen später Centa Beimler, die Witwe des 1936 im Spanischen Bürgerkrieg umgekommenen ehemaligen KPD-Reichstagsabgeordneten Hans Beimler. Herker hatte sie während der gemeinsamen Haft im Gestapogefängnis im Wittelsbacher Palais kennengelernt, wo er als Untersuchungshäftling mit Malerarbeiten beschäftigt war.

Quellen

Landesamt für Finanzen Bayern, Landesentschädigungsamt BEG 5209/I/1969.
Staatsarchiv München, Generalstaatsanwaltschaft 3490.
Instituts für Zeitgeschichte (Hg.): Widerstand als „Hochverrat“. Die Verfahren gegen deutsche Reichsangehörige vor dem Reichsgericht, dem Volksgerichtshof und dem Reichskriegsgericht, bearbeitet von Jürgen Zarusky und Hartmut Mehringer, Microfiche-Edition, München u.a. 1998, Fiche 0032f. (13 J 11/34 u. 1 H 26/35).

Empfohlene Zitierweise

Friedbert Mühldorfer: Herker, Hans (publiziert am 16.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/herker-hans-331