Quellen
Staatsarchiv
München, Spruchkammerakten, Karton 728, Friedrich Hölzel.
Staatsarchiv
München, Spruchkammerakten, Karton 21, Ernst von Amelunxen,
Brief
von Friedrich Hölzel von 1950 an eine ehemalige Pflegerin.
Eintritt frei
Arzt der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar
Friedrich Hölzel studierte Medizin und wurde 1922 bei dem bekannten Psychiater Emil Kraepelin mit einer Arbeit über das „Facialisphänomen bei Geisteskrankheiten“ promoviert. Er war von Januar 1921 bis März 1924 Assistenzarzt an der Psychiatrischen Klinik der Universität München, ließ sich anschließend kurzzeitig als Nervenarzt nieder bis er am 15.7.1925 in die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing (ab 1931: Eglfing-Haar) eintrat. Am 1.9.1927 wurde der Hilfsarzt zum Anstaltsarzt befördert, 1934 übernahm er die Leitung des Kinderhauses. Hölzel war verheiratet und Vater zweier Töchter, in seiner Freizeit komponierte er Musikstücke, die auch aufgeführt wurden.
1933 trat er in die SA ein, seit 1937 war er Mitglied der NSDAP. Ab dem gleichen Jahr betätigte er sich als Fachredner für das Rassenpolitische Amt der NSDAP. Am 28.8.1940 lehnte er in einem Brief an den Anstaltsdirektor Pfannmüller die Leitung der neu einzurichtenden „Kinderfachabteilung“ in der fortan „Euthanasie“-Maßnahmen gegen Kinder durchgeführt werden sollten, mit folgender Begründung ab: „Denn die neuen Maßnahmen sind so überzeugend, dass ich glaubte, persönliche Bedenken zurücktreten lassen zu müssen. Aber es ist ein Anderes, staatliche Maßnahmen mit voller Überzeugung zu bejahen, ein Anderes, sie selbst in letzter Konsequenz durchzuführen. […] Und so kommt es, dass ich zwar bei der Begutachtung volle Objektivität zu wahren glaube, mich aber doch als ärztlicher Betreuer den Kindern irgendwie gefühlsmäßig verbunden fühle, und ich glaube, dass dieser Gefühlskontakt vom Gesichtspunkt des nationalsozialistischen Arztes kein Mangel ist. Aber es hindert mich, die neue Aufgabe mit der bisherigen zu vereinigen.“ (StAM, SpkA, K 728) Hölzel lehnte damit als Einziger der Ärzte von Eglfing-Haar die aktive Teilnahme an den „Euthanasie“-Maßnahmen nach außen hin ab, jedoch nicht konsequent. Er blieb bis Ende Januar 1941 Leiter des Kinderhauses und der neuen „Kinderfachabteilung“. Er war anwesend, als Pfannmüller die drei Pflegerinnen in die Tötung der Kinder einwies; elf Kinder wurden unter seiner Leitung zu Tode gebracht.
Hölzel beantragte beim Unterrichtsministerium die Übernahme in den höheren Schuldienst und absolvierte ein neuerliches Studium. Im Juni 1942 bestand er die künstlerische Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen in Musikerziehung und im September 1943 die pädagogische Prüfung für das Lehramt inklusive des Faches Deutsch an höheren Schulen mit Auszeichnung. Da er jedoch 1941 als Psychiater an das Reservelazarett in Eglfing-Haar einberufen wurde, unterrichtete er erst in der Nachkriegszeit an Münchner Schulen. Diese Tätigkeit gefiel ihm nicht sehr, so dass er über eine weitere berufliche Veränderung nachdachte. Ein Bewerbungsgesuch als Leiter der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren zog er wieder zurück. Im Januar 1953 wurde er Direktor des wieder eröffneten Nervenkrankenhauses Gabersee. 1965 starb er. Seine Musikhandschriften vermachte seine Tochter der Staatsbibliothek München. Nach Hölzels Aussage vor der Spruchkammer München führte seine Weigerung, die Leitung der „Kinderfachabteilung“ zu übernehmen, zu einem Rückschlag in seiner Karriere, hatte jedoch keine politisch-polizeilichen Konsequenzen.
Staatsarchiv
München, Spruchkammerakten, Karton 728, Friedrich Hölzel.
Staatsarchiv
München, Spruchkammerakten, Karton 21, Ernst von Amelunxen,
Brief
von Friedrich Hölzel von 1950 an eine ehemalige Pflegerin.