Ludwig Linsert (2.10.1907 München – 29.7.1981 München)

Biografien
Verfasst von Margrit Grubmüller/Kurt Lehnstaedt

Mitglied der Widerstandsgruppe Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK) in München, nach 1945 u.a. DGB-Landesvorsitzender

Ludwig Linsert (1907-1981) und Margot Linsert (1909-2009) | Nerdinger (Hg.), Ort und Erinnerung, 2006

Ludwig Linsert war 1931 von der SPD in den ISK übergetreten und bildete nach der NS-Machtübernahme zusammen mit seiner Frau, Ludwig Koch und Hans Lehnert den Kern der illegalen Münchner ISK-Widerstandsgruppe. Fünf Jahre lang, bis zur Verhaftung von Koch und Linsert im Sommer 1938, erstellte und verteilte die Gruppe Flugblätter, z. B. vor der Reichstagswahl am 29.3.1936 mit Parolen wie „Wählt nicht Hitler“ oder „Zerreißt die Stimmzettel!“.

Andere Handzettel thematisierten die nationalsozialistische Kriegshetze, das NS-Unrechtssystem oder die Bevölkerungspolitik der Nationalsozialisten. Mit Silbernitratlösung stempelten die Mitglieder der Gruppe nachts das Hakenkreuz am Galgen auf Gehwege und brachten antinazistische Parolen an Hauswänden an. Die Silbernitratlösung entwickelte sich erst bei Tageslicht und war schwer wieder zu entfernen. Im Lebensmittelgeschäft des Ehepaares Linsert in München-Laim war er für den Einkauf zuständig. Das Geschäft war die Anlaufstelle für konspirative Treffen und Nachrichten. Linsert wurde vom Volksgerichtshof am Sitzungsort München am 17.4.1939 wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu zwei Jahren Gefängnis abzüglich acht Monaten Untersuchungshaft verurteilt. 1943 wurde er wegen ‚Wehrunwürdigkeit‘ zur Bewährungseinheit 999 eingezogen, einem Strafbataillon für Soldaten, denen u.a. wegen politischer Straftaten die ‚Wehrwürdigkeit‘ aberkannt worden war. Von Juli 1944 bis Oktober 1947 war er in sowjetischer Kriegsgefangenschaft.

Nach dem Krieg war er DGB-Landesvorsitzender von 1958 bis 1969, Mitglied des Bayerischen Senats von 1956 bis 1969 und Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft verfolgter Sozialdemokraten (AvS) von 1969 bis 1971.

Quellen

Bayerisches Landesamt für Finanzen München, LEA EG 1526.
Zarusky, Jürgen/Mehringer, Hartmut: Widerstand als "Hochverrat" 1933 - 1945. Die Verfahren gegen deutsche Reichsangehörige vor dem Reichsgericht, dem Volksgerichtshof und dem Reichskriegsgericht, Mikrofiche-Edition und Erschließungsband München 1994/1998, Fiches 0565 f.

Empfohlene Zitierweise

Margrit Grubmüller/Kurt Lehnstaedt: Linsert, Ludwig (publiziert am 08.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/linsert-ludwig-509