Quellen
Archiv des Bezirks Oberbayern, Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar, Patientenakten Nr. 2746.
Eintritt frei
Opfer der dezentralen „Euthanasie“
Dionys M. (Pseudonym) wurde 1914 als mittleres Kind einer siebenköpfigen Pförtnersfamilie in München geboren. Er besuchte drei Jahre lang die Drogistenfachschule. Sein Wunsch war es jedoch, Geistlicher zu werden, weshalb er anschließend auf verschiedene Missionsschulen ging. Auffällig wurde Dionys M., weil er viele Stunden in der Kirche blieb, laut betete und an seine Familie irritierende Briefe schrieb. 1935 erfolgte die Einweisung in die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar, wo er im selben Jahr zwangssterilisiert wurde.
An seine Eltern schrieb er darüber: „Immer noch bin ich infolge der Sterilisation auf das Krankenbett geheftet und die Folgen dieses Verbrechens machen sich im hohen Maße geltend. Man handelte als ob ich ein liederlicher, sittlich verkommener Verbrecher wäre, der die Frauenwelt ständig in wilder Leidenschaft unter seine Botsmäßigkeit brächte, als ob gezeugte Kinder vor Armut und Minderwertigkeit dem Staate zu Last fielen. In der bloßen Wirklichkeit gesehen, wird in ganz München keine weibliche Person existieren, die behaupten könnte, ich hätte sie jemals berührt. […] Ich will heraus. Keinen Tag bei Leuten bleiben, die es mit Menschen nicht genau nehmen und nur meine Gesundheit ruinieren wollen“ (BAObb, EH, Patientenakten Nr. 2746).
Dionys M. hat die Klinik nicht mehr verlassen. Er starb 1943 durch Vernachlässigung – der 1,60 m große Mann wog zuletzt nur noch 37 kg.
Archiv des Bezirks Oberbayern, Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar, Patientenakten Nr. 2746.