Willy Olschewski jun. (7.2.1902 Berlin – 28.6.1944 Gefängnis München-Stadelheim)

Biografien
Verfasst von Friedbert Mühldorfer

Münchner Kommunist und Widerstandskämpder, 1944 hingerichtet

Willy Olschewski (1902-1944) | KZ-Gedenkstätte Dachau, F 1532

Der Maschinenschlosser Willy Olschewski kam 1918 mit seiner Familie nach München. Politisiert durch den großen Freundeskreis der Eltern trat er 1925 in die KPD ein und war später in der Leitung der KPD-Gruppe in München-Thalkirchen. 1928 heiratete er Gertrud Riesebeck. Nach der Verhaftung seines Vaters Wilhelm und seines Bruders Erich wurde er am 9.6.1933 ebenfalls festgenommen und war bis 9.9.1933 im KZ Dachau in „Schutzhaft“.

Wie sein Vater führte auch er – trotz Gefährdung und Beobachtung durch die Polizei - die Kontakte zu NS-Gegner*innen weiter und beteiligte sich nach Kriegsbeginn am Aufbau der Münchner Gruppe der reichsweit verzweigten Widerstandsorganisation um Beppo Römer in Berlin. Willy Olschewski nahm an den illegalen Besprechungen teil und bemühte sich um Kontakte zu Oppositionellen in Münchner Betrieben. Wie viele andere wurde auch er mit Aufdeckung der Gruppe am 4.2.1942 verhaftet. Im Prozess des Volksgerichtshofs in München wurde er als einer der Hauptangeklagten zusammen mit Freunden am 20.4.1944 zum Tode verurteilt. Im Urteil hieß es: „Die Angeklagten haben 1941 und 1942 als alte Kommunisten in München an den Umtrieben einer illegalen Organisation mitgewirkt, die unter Führung des Hauptmanns a.D. Josef Römer und anderer Staatsfeinde den Sturz der nationalsozialistischen Staatsführung erstrebte und dabei auch Sabotage- und Terrorakte plante. Die Angeklagten werden deshalb wegen Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung zum Tode verurteilt und sind für immer ehrlos“ (BArch, R 3017/86). Noch am selben Tag wurde Olschewski in das Gefängnis Stadelheim gebracht und dort am 28.6. hingerichtet – wie auch sein Schwager Otto Binder und Engelbert Kimberger.

Die Leichen der Ermordeten wurden für eine Bestattung nicht freigegeben. Nachforschungen der Angehörigen ergaben nach der Befreiung, dass sie in der Anatomie der Würzburger Universität präpariert und für das Anatomiestudium benutzt wurden. Am „Tag der Opfer des Faschismus“, am 14.9.1947, wurden die Särge mit den sterblichen Überresten in einer feierlichen Gedenkveranstaltung vor der Feldherrnhalle aufgebahrt und die Ermordeten von Mitgliedern der Staatsregierung geehrt.

Quellen

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Landesentschädigungsamt 27428.
Bundesarchiv Berlin, Oberreichsanwalt R 3017 (NJ 1634/1 u.2).
Antoni, Ernst: Subversion für den Frieden, in: DKP München (Hg.): Die wiedergefundene Liste, München 1998, S. 62-67.
Bretschneider, Heike: Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus in München 1933 bis 1945, München 1968.

Empfohlene Zitierweise

Friedbert Mühldorfer: Olschewski, Willy jun. (publiziert am 06.11.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/olschewski-willy-jun-631