Paul Renner (9.8.1878 Werningerode – 25.4.1956 Hödingen)

Nach seiner Ausbildung zum Maler in Berlin, Karlsruhe und München wirkte Renner vor allem als Buchgestalter und Typograph. Bereits 1910 wurde er in den Deutschen Werkbund aufgenommen. Seit 1926 leitete er die Graphischen Berufsschulen der Stadt München, seit 1927 war er Direktor der Meisterschule für Deutschlands Buchdrucker. Bei der 1926 von Thomas Mann in der Münchner Tonhalle organisierten Veranstaltung Kampf um München als Kulturzentrum kritisierte er öffentlich das antimoderne und reaktionäre Klima der Landeshauptstadt. Eine bedeutende Leistung moderner Formgebung gelang ihm 1928 mit der Schrifttype Futura, die internationale Bekanntheit erlangte.

Mit seiner Streitschrift Kulturbolschewismus? wandte er sich 1932 scharf und öffentlichkeitswirksam gegen die nationalsozialistische Kulturpolitik und Ideologie, insbesondere deren antisemitische und ‚antibolschewistische‘ Phrasen. Das Buch war im Züricher Eugen Rentsch Verlag erschienen, da mehrere deutsche Verlage seine Veröffentlichung abgelehnt hatten. Bereits am 25.3.1933 wurden Renners Wohnung und Büro durchsucht. Am 4.4.1933 wurde er verhaftet, kam aber am folgenden Tag auf Intervention seines Schwiegersohnes Heinz Haushofer bei Rudolf Heß wieder auf freien Fuß. Als Direktor der Meisterschule für Deutsche Buchdrucker wurde er am 11.4.1933 suspendiert, am 16.2.1934 wegen ‚nationaler Unzuverlässigkeit‘ endgültig entlassen, seine Pension gestrichen. Bis 1945 lebte er zurückgezogen in Hödingen am Bodensee.

In der Nachkriegszeit trat er wieder mit typographischen und theoretischen Arbeiten hervor.