… damit das Geräusch des Krieges nachlässt, sein Gedröhn Ausstellung

30. Oktober 2025 bis 12. Juli 2026

Über die Ausstellung

Die Ausstellung beschäftigt sich mit dem langen Nachwirken von Kriegen seit 1945. Internationale Künstler*innen reflektieren in ihren Werken Erfahrungen von Gewalt, Zerstörung und Wiederaufbau. Aus Perspektiven der Migration, von oder nach Europa, erzählen sie von Verlust, Flucht und Neuanfängen. Und sie berichten von der Herausforderung, weiterzuleben. Wie prägen Erfahrungen des Krieges das Leben künftiger Generationen in pluralen, (post-)migrantischen Gesellschaften? Was bleibt – und was wird weitergegeben?

Angesichts der Allgegenwärtigkeit von Kriegen – in der Ukraine, im Nahen Osten, im Sudan, im Kongo und anderen Teilen der Erde – erscheinen diese Fragen unmittelbar und nah. Die mit Kriegen verbundenen Konflikte und Polarisierungen stehen in der globalen Welt miteinander in Relation und sind nicht auf bestimmte Orte oder Zeiträume beschränkt. 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs zeigt sich, dass die mit der Nachkriegsordnung verbundene Hoffnung auf Frieden unerfüllt geblieben ist. Die Folgen kriegerischer Konflikte werden heute mit aufgerüsteten Grenzregimen gewaltsam verdrängt – dabei werden nicht nur Territorien markiert, sondern auch Grenzen der Empathie. Wie können wir angesichts dessen innerhalb einer vielfältigen Gesellschaft zu einer Sprache finden, die auf einer gegenseitigen Anerkennung von Leid und Trauer basiert und sich nationalistischen Ideologien verwehrt?

Der Ausstellungstitel nimmt darauf Bezug: Er ist den Kriegsmemoiren der französischen Schriftstellerin Marguerite Duras entnommen. In Der Schmerz (frz. La Douleur) entwickelt sie eine kritische Sprache der Trauer, die persönliche und kollektive Dimensionen zusammenführt und sich gegen das Verdrängen des Krieges und seiner Opfer stellt.

Die gezeigten Kunstwerke knüpfen an Erlebnisse an, die nicht oder nur fragmentarisch weitergegeben wurden – weil Betroffene nicht darüber sprechen konnten, weil traumatische Erfahrungen verdrängt oder von politischen Erzählungen überschrieben wurden. Sie stellen vielschichtige Beziehungen zwischen Raum, Zeit und Erinnerung her. Dabei zeigt sich, dass Erinnerung ein fortwährender Prozess ist. Der Blick auf die kriegerischen Zäsuren der vergangenen 80 Jahre bleibt zwangsläufig unvollständig. Darum versucht die Ausstellung, dem Potenzial intergenerationaler wie transnationaler Dialoge nachzuspüren. Die künstlerischen Arbeiten fragen danach, welchen Einfluss historische Brüche auf die kollektive Erinnerung haben und wie historische Erfahrungen die Gegenwart prägen. Zugleich gehen sie aber weiter und verstehen das gemeinsame Erinnern als eine Orientierung für die Zukunft.

Info

Laufzeit
30. Okt. 2025 bis 12. Juli 2026

Künstler*innen
Chantal Akerman, Nikita Kadan, Jean Katambayi Mukendi, Tarik Kiswanson, Hiwa K, Atalya Laufer, Selma Selman, Hito Steyerl, Sung Tieu, Miloš Trakilović, Ian Waelder, Leyla Yenirce, Schlechte Wörter / Bad Words (Claudia Durastanti, Enis Maci, Raphaëlle Red, Fiston Mwanza Mujila, Tanasgol Sabbagh, Fabian Saul, Mathias Zeiske)

Kuratorin Juliane Bischoff
Assistenzkurator Chris Reitz

Künstler*innen und Kunstwerke

Chantal Akerman

© Ina

Aujourd’hui, dis-moi, 1980

Nikita Kadan

© Courtesy of the artist, Galerie Poggi, Paris, und Galerie Transit, Mechelen, Foto: Connolly Weber

Gazelka II, 2015

Tarik Kiswanson

The Conservatory, Saint Denis | © Courtesy of the artist and Galerie Sfeir-Semler Beirut/Hamburg

The Conservatory, Saint-Denis, 2025
Anamnesis, 2022
An Opening, 2023

Hiwa K

0° Blind Spot, Where Beloved is…, 2017–2018 | © Foto: Ladislav Zajac, Courtesy of the artist and KOW Berlin

0° Blind Spot, Where Beloved is…, 2017–2018 
Pre-Image (Blind as the Mother Tongue), 2017

 

 

Atalya Laufer

© Courtesy of the artist und Kommunale Galerie Berlin, Foto: Connolly Weber

Exodus, 2024/2025

Jean Katambayi Mukendi

© Private Sammlung, Brüssel, Foto: Connolly Weber

Escalation (Afrolampes), 2024
Afrolampe Ndjekele (afroled), 2024
Intersection, 2025

 

 

Selma Selman

© Courtesy of the artist

Crossing the Blue Bridge, 2024

Hito Steyerl

© Courtesy of the artist, Andrew Kreps Gallery, New York und Esther Schipper, Berlin/Paris/Seoul

November, 2004

Sung Tieu

No Gods, No Masters, 2017 | © Courtesy of the artist and Emalin, London

No Gods, No Masters, 2017
Newspaper 1969 – ongoing, 2017

Miloš Trakilović

© Courtesy of the artist, Foto: Sander van Wettum

Colorless Green Freedoms Sleep Furiously, 2023

Ian Waelder

Here not Today (Cigar Smoke), 2022 | © John Forest, Courtesy of the artist and Braunsfelder Family Collection, Köln

Here not Today (Cigar Smoke), 2022
Doris in Brussels, 2024
Two Thoughts, 2025
Family, 2025
Lens, 2025
 

Leyla Yenirce

© Courtesy of the artist and Capitain Petzel, Berlin, Foto: Connolly Weber Photography

Wenn der Kummer uns drückt (When Sorrow Weighs on Us), 2025

Beiträge zur Ausstellung

Schlechte Wörter: Der Schmerz

Diese Episode der Audioserie Schlechte Wörter nimmt die Memoiren der französischen Schriftstellerin Marguerite Duras, La Douleur („Der Schmerz“), zum Ausgangspunkt einer Reflexion über individuelle wie kollektive Trauerarbeit.

Hörstück anhören

Begleitbroschüre zur Ausstellung

Mit Texten von Julia Alfandari, Aleida Assmann, Milan Babić, Manuela Bojadžijev, Ulrich Bröckling, Dîlan Z. Çapan, Asal Dardan, Gürsoy Doğtaş, Cosmin Costinaș, Jule Govrin, Lena Gorelik, Johannes Großmann, Tom Holert, Judith Kohlenberger, Gal Kirn, Stephan Lessenich, Irene Messinger, Moses März, Dorothea Schmidt, Stephan Scheel, Philipp Staab, Sophie Schönberger, Erhard Schüttpelz und Sonja Zekri

Kommende Veranstaltungen

Gespräch

Mediating Histories of Violence

Mit Teresa Koloma Beck, Ljiljana Radonić, Agata Pietrasik und Mirjam Zadoff
Screening

Unreal Estate

By Ksenia Galiaeva

Blick in die Ausstellung

Alle Fotos: © NS-Dokumentationszentrum München, Foto: Connolly Weber Photography