Paula Frieb, geb. Lettenbaur, unterstützte die Münchner Gruppe der ‚Revolutionären Sozialisten‘, deren Leiter ihr Sohn Hermann Frieb war. Sie wurde drei Monate nach der Verhaftung ihres Sohnes am 15.5.1942 von der Gestapo in Polizeihaft genommen, war vom 6.6. bis zum 17.11.1942 im Gefängnis München-Stadelheim und saß danach in München-Neudeck und in Innsbruck bis 27.5.1943 in Untersuchungshaft.
Am 22.3.1943 wurde vor dem Volksgerichtshof Berlin Anklage gegen sie, ihren Sohn Hermann und die Augsburger „Revolutionären Sozialisten“ Josef („Bebo“) Wager und Xaver Sailer erhoben. Verhandlungsort war Innsbruck. Die Anklage gegen sie lautete auf Verdacht der Vorbereitung zum Hochverrat. Sie habe ihr Landhaus in Fischen am Ammersee zu illegalen Besprechungen der Funktionäre der ‚Revolutionären Sozialisten‘ zur Verfügung gestellt, Funktionäre in ihrer Wohnung in München beherbergt, Waffen weitergeleitet, an ihren Sohn Briefe staatsfeindlichen und zersetzenden Inhalts geschrieben, ausländische Sender abgehört und ihm die Nachrichten mitgeteilt sowie bei der Übermittlung geheimer militärischer Nachrichten mitgewirkt. Im Zusammenhang mit der Frühjahrsoffensive 1942 habe sie an ihren Sohn geschrieben: „Da müssen die Rebellen sich beeilen, diesem Irrsinn zuvorzukommen“ (Zarusky/Mehringer 1994, Fiche 0550).
Das Urteil vom 27.05.1943 lautete: zwölf Jahre Zuchthaus unter Anrechnung von einem Jahr Untersuchungshaft und zwölf Jahre Ehrverlust. Aus dem Frauenzuchthaus Aichach wurde sie von amerikanischen Truppen im Mai 1945 befreit und starb wenige Monate später.