Vereinigung vaterländischer Verbände in Bayern (VVVB)

Organisationen
Verfasst von Brigitte Zuber

Dachorganisation bayerischer Wehrverbände und rechter politischer Organisationen

Bewaffnung vaterländischer Verbände aus Depots der Reichswehr auf dem Oberwiesenfeld, 1.5.1923 | Bayerische Staatsbibliothek München/Fotoarchiv Heinrich Hoffmann, hoff-6550

Drei Wochen nach dem „Deutschen Tag“ in Coburg vom 14./15.10.1922 fand im Münchner Hofbräuhaus die Gründungsversammlung der VVVB statt. Während die NSDAP in mehreren Ländern verboten war, trat sie in Bayern als „gleichberechtigtes“ und respektiertes Mitglied den Vaterländischen Verbänden bei. Hitler wurde von der festlichen Versammlung begeistert empfangen. Anwesend waren führende Vertreter der bayerischen Reichswehr, so die Generäle von Möhl und von Epp sowie der noch aktive Reichswehroffizier Ernst Röhm. Geburtshelfer der Vereinigung war der Bayerische Ordnungsblock, der schon bisher fast alle einflussreichen antisemitischen und rechtsradikalen Verbände und sowohl militärische wie politische Organisationen unter einem Dach vereinte. Unmittelbares Motiv für den neuen Zusammenschluss war die Sammlung aller Kräfte gegen die drohende Ruhrbesetzung durch Frankreich. Darüber hinaus waren die Rechtsverbände aufgeschreckt durch einen Generalstreik von Arbeitern gegen die Teuerung.

Vorsitzender der VVVB wurde auf Betreiben Röhms der noch relativ unbekannte Hermann Bauer. Zwei namhafte Verbände verweigerten allerdings die Mitarbeit: der Bund Oberland und der im März 1923 gegründete Bund Wiking. Sie wollten nicht mit den monarchistischen „Weiß-Blauen“ in einer Reihe stehen.

Bereits wenige Monate nach der Gründung der VVVB setzte ihr Zerfall ein. Die Dachorganisation spaltete sich in zwei große Flügel, die schwarz-weiß-roten Reichsvertreter wie Ludendorff oder Scheubner-Richter zum einen und die teilweise separatistischen und königstreuen Weiß-Blauen um Otto Pittinger und Gustav von Kahr zum anderen. Hitler und – mit Einschränkung – Röhm gehörten der ersten Gruppierung an. Der formelle Austritt der NSDAP im Januar 1923 leitete die Spaltung ein, die Gründung der „Arbeitsgemeinschaft der Vaterländischen Kampfverbände“ besiegelte sie. Offiziell lösten sich die VVVB nicht auf, aber über wenige gemeinsame Stellungnahmen kamen sie nicht hinaus.

Quellen

Franz-Willing, Georg: Die Hitlerbewegung, I. Der Ursprung 1919-1922, Hamburg 1962.
Nußer, Horst G.W.: Konservative Wehrverbände in Bayern, Preußen und Österreich 1918-1933, mit einer Biographie von Forstrat Georg Escherich 1870-1941, München 1973.

Empfohlene Zitierweise

Brigitte Zuber: Vereinigung vaterländischer Verbände in Bayern (publiziert am 29.01.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/vereinigung-vaterlaendischer-verbaende-in-bayern-857